Der Jakobsweg Küstenweg Camino del Norte ist ein märchenhaft schöner Pilgerweg. Es ist einer der vielen Jakobswege in Spanien und verläuft im Norden des Landes.
Es war mein persönlich erster und bisher liebster Jakobsweg.
Inhalt
- 1 Der nordspanische Küstenweg Camino del Norte
- 2 Infografik: Highlights Camino del Norte Jakobsweg
- 3 Küstenweg? Camino del Norte? Camino de la Costa? – was denn nun?
- 4 Der spanische Küstenweg auf der Karte
- 5 Die Wegführung des Camino del Norte
- 6 Warum der Küstenweg eine besondere Magie ausstrahlt
- 7 Ein Porträt des Camino del Norte in Bild & Ton:
- 8 Was der Camino del Norte ist:
- 9 Was der Camino del Norte nicht ist:
- 10 Vorbereitung & Reiseführer für den Camino del Norte
- 11 Einige Fotos & Impressionen vom Jakobsweg an der Küste:
Der nordspanische Küstenweg Camino del Norte
Der spanische Küstenweg hat eine Gesamtlänge von 835 Kilometern, was rund 5 Wochen Gehzeit entspricht. Das ist eine „typische“ Jakobsweg-Länge, wenngleich es kürzere wie auch längere Routen gibt.
Der Camino del Norte durchquert vier Regionen Spaniens und verläuft über weite Strecken in Nähe der Atlantikküste Nordspaniens. Sein Profil ist nicht immer, aber zuweilen hügelig bis bergig, vor allem zu Beginn.
Auf diesem Blog findest du außerdem eine Übersicht über alle Etappen des Camino del Norte. Dieser Artikel hier soll ein allgemeines Porträt dieses außergewöhnlichen Jakobswegs sein zur Inspiration.
Infografik: Highlights Camino del Norte Jakobsweg
Einige subjektive Highlights meiner Reise auf dem Küstenweg findest du in dieser kleinen Infografik:
Küstenweg für Anfänger: Mein eBook zur Vorbereitung ist jetzt hier erhältlich und sofort lesbar.
Küstenweg? Camino del Norte? Camino de la Costa? – was denn nun?
Es werden für diesen Pilgerweg einige Namen parallel verwendet, was einen als Laie etwas verwirren kann:
- Camino del Norte
- Küstenweg
- Camino de la Costa
- Nordweg
- Jakobsweg an der Küste
Im Prinzip ist es aber ganz einfach: Es sind verschiedenartige Bezeichnungen für ein und denselben Weg – eben den nördlichsten aller spanischen Jakobswege.
Strenggenommen könnte man diesen sehr alten Jakobsweg noch mal in einzelne Abschnitte teilen.
Der spanische Küstenweg auf der Karte
Auf den letzten 200 Km vor Santiago de Compostela, in Ribadeo (siehe Karte oder Foto der Brücke oben), verlässt er das Meer und biegt landeinwärts. Daher sind die Bezeichnungen Küstenweg und Camino de la Costa ab dort nicht mehr wirklich treffend.
Die 600 Km zuvor läuft er aber mehr oder weniger nah am Meer entlang. Die Route passiert viele schöne Strandabschnitte, sowie die bekannten Städte San Sebastian, Bilbao, Santander und Gijon, die allesamt am Meer liegen.
Die Wegführung des Camino del Norte
Zwischen den Städten liegt glücklicherweise ganz viel Natur, kleine und ruhige Hafenstädte, Steilküsten und grüne Schafswiesen – ein Panorama wie im Film.
Der Camino del Norte führt hier oft kilometerweit durch grüne Landschaft. So können dem Pilger dann kleine Städte mit 5.000 Einwohnern schon einmal wie Großstädte vorkommen – so stark ist der Kontrast.
Neben Galizien passiert der Küstenweg zuvor übrigens auch die Regionen Baskenland, Kantabrien und Asturien (allesamt so etwas wie Bundesländer).
Warum der Küstenweg eine besondere Magie ausstrahlt
Kennst du Heinrich Bölls „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“? Diese berühmte Kurzgeschichte, wo ein sehr wirtschaftlich denkender deutscher Tourist verzweifelt versucht, einem spanischen Fischer das Glück zu erklären – obwohl dieser das längt gefunden hat, nämlich im Prinzip „weniger ist mehr“.
Und erinnerst du dich an das Setting der Geschichte? Ein verschlafenes, idyllisches Hafenstädtchen an der Küste Spaniens, wo nur die Möwen und das Meer zu hören sind. Ein Ort, wo man noch die Ruhe, den Mut & die Klugheit besitzt, das Leben zu genießen, ohne viel dafür tun zu müssen.
Der Jakobsweg Küstenweg Camino del Norte bietet tatsächlich solche paradiesischen Orte und Momente. Und das Beste und Überraschendste ist:
Dieser alte Jakobsweg zählt noch zu den Geheimtipps unter den Pilgerwegen (wobei inzwischen schon mehr und mehr Menschen auf Alternativwege zum populären Camino Francés, wie diesen, ausweichen, das zeigen die aktuellen Pilgerstatistiken). Aber: Psssst! 😉
Ein Porträt des Camino del Norte in Bild & Ton:
Und noch eine schöne kleine „Video-Reise“ einer Leserin dieses Blogs, die den Weg kürzlich gegangen ist:
Was der Camino del Norte ist:
- Ein kleines Abenteuer
Das Herbergsnetz ist nicht so dicht wie auf dem Camino Francés und in den Wintermonaten kann auch schon mal die ein oder andere Herberge dicht sein, was zu Improvisationen oder längeren Tagesetappen mit bis zu 30 Kilometern zwingen kann; wer sich drauf einlässt, wird feststellen, dass er gerade an solchen Herausforderungen wächst und flexibler wird und enger mit Einheimischen und Mitpilgern in Kontakt kommt – persönliches Wachstum garantiert!
- Eine Chance, Spanisch zu lernen
Viele Spanier in den kleinen Örtchen und Städtchen entlang der Küste sprechen kaum oder kein Englisch, geschweige denn Deutsch; man kommt auch so – notfalls durch Zeichensprache – durch, wer jedoch Lust hat, kann hier ganz praktisch Spanisch lernen und direkte Erfolge sehen. Ich habe auf dem Blog auch einen ausführlichen Artikel zum Thema Spanisch für den Jakobsweg verfasst und würde dir empfehlen, da auch einmal reinzuschauen. Ein paar Floskeln in der Landessprache sprechen zu können, baut Brücken und gibt dir Sicherheit.
- Ein (weitestgehend) ruhiger Weg
Trotz den Erzählungen, der Weg sei überlaufen, pilgern noch immer über 70 55% aller Pilger den bekannten Camino Francés (Stand 2020); wer also etwas mehr Ruhe sucht, ist auf dem Norte gut aufgehoben – bis auf die Monate Juli & August (und inzwischen teils auch Mai, Juni & September), wo es inzwischen leider auch auf dem Küstenweg sehr voll sein kann. Wichtige Anmerkung: „voll“ in Bezug auf die Herbergsdichte, nicht in Bezug auf die absolute Pilgerzahl!);
Für die anderen Monate gilt: Besonders das entschleunigte Leben der Menschen, die hier ihre Heimat haben, wirkt sich sehr ansteckend und beruhigend auf Körper & Geist aus, die Menschen hier haben oft wenig zum Leben, doch ein Lächeln und ein herzliches Wort für den Reisenden fast immer.
- Eine körperliche Herausforderung
Anders als der Camino Francés oder viele andere Jakobswege, verlangt der Küstenweg dem Pilger viel ab, es geht – vor allem auf den ersten der rund 40 Etappen – viel auf und ab; es ist jedoch alles machbar, wenn du deine Etappen langsam steigerst und deinen Körper sich an das Laufen gewöhnen lässt. Natürlich hilft es enorm, eine nicht zu überfrachtete Packliste im Rucksack zu haben.
- Eine landschaftliche Schönheit
Hier kann man wirklich noch über an Steilküsten gelegene Schafwiesen laufen und hat das Meer oftmals ganz nah bei sich, dazu kommen malerische kleine Hafenstädte – der Küstenweg bezaubert mit seinem Panorama und seiner Abwechslung.
- Ganzjährig begehbar (mit Einschränkungen)
Wegen dem milden Küstenklima kann der Camino del Norte auch in den kalten Monaten noch gut begangen werden. Bedenken solltest du zwischen November und Februar allerdings, dass viele Herbergen dann geschlossen sind. Das bedeutet längere Etappen oder Ausweichen auf Pensionen und andere Unterkünfte.
Was der Camino del Norte nicht ist:
- Ein Selbstläufer
Der Küstenweg ist definitiv körperlich herausfordernd. Wer wenig flexibel ist, kein Spanisch lernen, keine großen Höhenmeter überwinden und nicht gerne längere Strecken alleine laufen möchte, sollte vielleicht eher auf einen anderen Jakobsweg wie den Francés oder Portugues ausweichen. Eine gute Übersicht über die verschiedenen Wege findest du in meinem Vergleichs-Artikel zur Jakobsweg-Länge. Noch ein Wort zum Camino del Norte: Trotz seiner Höhenmeter, mit genügend Zeit und Ruhe ist der Küstenweg auch für Ungeübte zu schaffen.)
- Ein durchgehendes Sonnenbad
Das Wetter an der Küste schwankt schnell und kann selbst im Sommer sehr unbeständig sein - muss es aber nicht.
- Nur Wiesen, Berge & Meer
Leider gibt es auf dem Camino del Norte auch viele Passagen entlang der Straße, "carretera", wie die Spanier dazu sagen. Kilometerlang auf Asphalt zu laufen ist nicht unbedingt schön, aber nun mal Teil des Weges. Wer den Küstenweg gehen möchte, sollte das wissen.
- Englischsprachig
Wie bereits gesagt, sprechen die Einheimischen in den kleinen Dörfern an der Küste nicht immer Englisch. Dennoch sind bisher alle immer irgendwie durchgekommen, und das wirst du auch. Natürlich ist es schöner, wenn man ein paar Worte versteht und sich ein bisschen mit den Menschen unterhalten kann.
- Ein Massenpilgerweg
Abgesehen von den Monaten Juli und August, wo auch auf dem Camino del Norte Hochbetrieb herrscht, ist dieser Jakobsweg meist kein überlaufener Weg. (Update: Leider jedoch wird es inzwischen auch in den Monaten um den Hochsommer voll).
- Langweilig
Ich kenne niemanden, der diesen Weg bereut hat.
Vorbereitung & Reiseführer für den Camino del Norte
- Vorab:
Für die konkrete Planung der Reise lege ich dir mein eBook „Küstenweg für Anfänger“ inkl. Unterkunftsverzeichnis ans Herz
- Unterwegs:
Für unterwegs ist der Outdoor-Reiseführer von Raimund Joos der ideale Wegbegleiter (-> hier erhältlich) - Ausrüstung:
In meiner praxiserprobten Packliste findest du viele Tipps & Orientierung
Weiterlesen: >>> Alle Etappen des Camino del Norte
Einige Fotos & Impressionen vom Jakobsweg an der Küste:
Hey zusammen,
Vielen Dank für die tollen und liebevoll zusammengetragenen Infos und Austausch hier – echt toll!! Ich werd jetzt Mitte September auch zum ersten Mal auf den Jakobsweg wandeln und freue mich schon riesig. Schwanke gerade noch zwischen der ein oder anderen Route – ihr habt mir den Küstenweg echt schmackhaft gemacht. *lach* Überlege nun ab Avilés zu laufen und wollte fragen, ob ab hier denn viel Asphaltstrasse kommt von der ihr berichtet habt??! Danke für eure Antwort und ganz liebe Grüße
Sara
Pingback: Pilgerstatistiken 2019 & Ausblick auf 2020 & 2021 | Jakobsweg-Küstenweg
Hallo Christoph, hallo Pilger/innen,
ja der Camino del Norte – Camino de la Costa ist auch aus meiner Sicht der schönste Jakobsweg. Ich bin diesen in 3 Jahresabschnitte 2013 – 2015 – ab Bilbao – gegangen. Es war einerseits ein Erlebens für mich. Andererseits hat mir dieser Pilgerweg unwahrscheinlich viel gegeben. Ich konnte nur ein paar wenige spanische Wörter/Halbsätze. Aber sie haben mir geholfen. Vor allen Dingen haben mir die Menschen auf meinem Camino immer wieder geholfen. Oftmals hatte ich den Eindruck, dass diese Menschen auf mich aufpassten, mir sehr oft zuriefen und mir den richtigen Weg zu zeigten. Auch die Hilfsbereitschaft „komm her und iss bei mir etwas“ erlebte ich öfters. Vorteil – aus meiner Sicht – ich war allein unterwegs. Ich schaute auch immer zu den Menschen hin, versuchte mit Händen und Gestik mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Meine Empfehlung – sich alleine auf diesen Weg zu begeben, Menschen und Landschaft in sich aufzunehmen, sie genießen. Nicht die Anzahl der Tage oder der Kilometer waren mir wichtig. Das jeweilige ‚hier sein‘ brachte mir innere Ruhe. Und – als Glaubender (nicht Höriger!) – hatte ich sehr viele Gelegenheiten, in Kirchen – Kapellen reinzugehen, Ruhe zu finden und dann gestärkt weitergehen zu können. Ideale Zeiten waren für mich April-Mai. Obwohl auch dabei oft Regen und Kälte mir zu schaffen machten. Aber ich habe es geschafft, bin in Santiago angekommen – und dann weiter nach Cap Finesterre. Ein Erlebnis, was man keinem anderen Menschen erklären kann. Ich könnte hier unendlich viel von meinem Camino erzählen, aber – erlebt es und ihn selbst. Kann alle nur ermutigen, sich beizeiten auf einen Jakobsweg zu begeben. Die innere Ruhe und Freude bleibt für immer bei einem – bei mir. Buen camino – Eberhard
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