Warum eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg auch anstrengend werden kann & warum das sogar gut ist – über Erwartungen & den Umgang mit Enttäuschung
Ursprünglich veröffentlicht: April 2020, Aktualisiert: Juli 2024
Ostern 2020 und die Welt steht nahezu still. Auch die Pilgerwelt, sprich der Jakobsweg.
Normalerweise würde die Osterwoche, die „Semana Santa“, wie die Spanier sie nennen, die neue Pilgersaison einläuten.
Dies ist jährlich so in etwa der Zeitpunkt, wo der Jakobsweg spätestens wieder „eröffnet“, und auf den bekannten Jakobswegen nach und nach Leben einkehrt.
Was meine ich damit? Dass nun eigentlich alle Herbergen wieder aufhaben sollten, die den Winter über oft geschlossen haben.
Bekanntlich ist in der Semana Santa auch viel Wuselei auf dem Jakobsweg, wobei viele der Menschen Spanier sind, die lediglich Tageswanderungen unternehmen.
Ostern 2020 auf dem Jakobsweg: Stille
In diesem Jahr ist alles anders. In Spanien herrscht als Folge des Coronavirus Ausgangssperre, wie fast überall auf der Welt in ähnlicher Form. Auch auf dem Jakobsweg geht durch Corona nichts mehr.
Wo sonst die ersten Pilger über den Camino ziehen, die Sonne das Frühjahr wachküsst und begrüßt, und die Pilgerherbergen sich freuen, den ersten Jahresgästen eine schöne Rast mit Bett und Mahlzeit zu schenken, herrscht gähnende Leere.
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Und auch du bist vielleicht direkt davon betroffen. Wenn du vorhattest, im Frühjahr, Sommer oder Herbst 2020 pilgern zu gehen, sind deine Pläne nun (vorerst auf unbestimmte Zeit) auf Eis gelegt.
Vielleicht war dein Rucksack sogar schon gepackt, die Packliste abgearbeitet, die Wanderschuhe eingelaufen und die Flugtickets gekauft.
Und vielleicht hattest du zu Beginn der Corona-Krise noch gehofft und damit geliebäugelt, dass du den Pilgerweg zumindest wildcampend mit deinem Zelt absolvieren kannst, wenn schon die Unterkünfte nicht aufhaben, und hattest auch hier schon begonnen, nach entsprechendem Equipment zu schauen.
Und vielleicht entstehen bei dir nun – verständlicherweise – Gefühle von Enttäuschung, Frust, Ängstlichkeit, Verunsicherung, Traurigkeit oder gar Wut. Weil es nicht so gelaufen ist, wie du es gewünscht, gehofft und erwartet hattest.
Wenn die Pilgerreise anders läuft als erwartet – meine Erfahrungen
In diesem Artikel möchte ich dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass dir solche Situationen auch auf deiner Pilgerreise passieren können (die du dann hoffentlich nach Abklingen der Corona-Krise endlich machen kannst).
Und ich möchte teilen, wie ich gelernt habe – und immer noch lerne – damit umzugehen.
Ich habe es selbst einige Male erlebt. Nicht mit Corona, aber mit anderen Situationen.
Und es hat sich im ersten Moment oft angefühlt, wie ein Schlag ins Gesicht.
- Bei meiner ersten Pilgerreise bekam ich nach den ersten Tagen so starke Rückenschmerzen und kam körperlich so an meine Grenzen, dass ich meinen Jakobsweg mehrmals für Pausentage unterbrechen musste, weil an Gehen nicht mehr zu denken war
- Bei meiner ersten Pilgerreise im März stand ich einmal völlig überraschend vor verschlossener Türe vor einer Herberge, die aus persönlichen Gründen geschlossen war, und es war nicht mehr lange bis Sonnenuntergang und viele Kilometer bis zur nächsten Herberge oder zurück zur letzten, sodass ich ordentlich Herzklopfen und Schweißausbrüche bekam
- Bei meiner zweiten Pilgerreise kam ich im Hochsommer in Irun auf dem Camino del Norte an, hatte mit Ruhe und nur wenigen Pilgern auf dieser „Nebenroute“ gerechnet, und war schockiert und bedient, als ich die Wuselei in der vollen Herberge sah und gerade noch ein Bett bekommen konnte
- Bei der Rückkehr von meiner ersten Pilgerreise aus der Natur des Jakobswegs in den Alltag in der Großstadt Zuhause bekam ich einen regelrechten Kulturschock, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte, und fiel einige Tage in ein Riesenloch, wovon ich hier erzähle
Dies sind nur ein paar Beispiele dafür, wo mir auf dem Jakobsweg Dinge passiert sind, mit denen ich nicht gerechnet hatte.
Ich beschreibe diese Situationen – neben den vielen schönen Momenten – ausführlich in meinem Reisebericht „Sehnsucht unterwegs zu sein – Meine Pilgerreise auf dem Küstenweg“.
Auch dir können – und werden wahrscheinlich – hier und da Dinge passieren, die du nicht erwartet hattest und die erstmal nicht schön sind.
Ich möchte diesen Artikel nicht schreiben, um dir die Vorfreude zu nehmen oder gar Angst zu schüren. Das ist nicht im Geringsten meine Absicht!
Freu dich auf deinen Jakobsweg, und gehe ihn mit Zuversicht.
Ich schreibe diesen Artikel, um dir vielleicht ein, zwei Impulse aus meiner eigenen Pilgererfahrung mitzugeben, damit – falls dir mal eine ähnliche Situation passiert – du damit besser zurechtkommst und schneller verstehst, was los ist.
Und ich schreibe diesen Artikel auch, um dich zu sensibilisieren für deine – womöglich – naiven Erwartungen. Ja, ich möchte sogar sagen: Scheiß auf deine Erwartungen.
Scheiß auf deine Erwartungen
Wenn du glaubst, dass drei, vier oder fünf Wochen Jakobsweg ein reiner Wellness-Urlaub sind, eine Serie von reinen Sonnenscheintagen ohne jede Wolke oder Regen, ohne jeden körperlichen oder psychischen Schmerz, dann bist du höchstwahrscheinlich auf dem Holzweg.
Mit Erwartungen zu leben ist gefährlich.“
Versteh mich nicht falsch. Der Jakobsweg wird dir helfen, näher bei dir anzukommen.
Ja, du wirst auftanken unterwegs. Ja, du wirst eine verdammt tolle Zeit haben und mehr über dich erfahren und du wirst vielleicht sogar im Anschluss sagen: Diese Reise war eine der besten Erfahrungen meines Lebens!
Ich möchte nur sagen: Das alles kommt nicht einfach so, das alles hat seinen Preis.
Die allermeisten Menschen, die pilgern gehen, machen unterwegs schwierige Situationen durch und kommen an Grenzen, bevor es dann wieder schön wird, noch schöner als zuvor.
Das ging nicht nur mir so, das erzählen auch die vielen Pilgerinnen, die mir für das eBook „Alleine als Frau auf den Jakobsweg“ Einblicke in ihre Reiseerlebnisse gegeben haben.
Es ist normal. Und ich will sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen: Es kann sogar gut sein.
Die Frage ist: Wie kann ich damit umgehen?
Was du tun kannst, wenn der Jakobsweg dich enttäuscht
a) Den für dich jetzt passenden Weg finden, mit der Situation umzugehen
So kannst du verarbeiten und überhaupt verstehen, was passiert ist. Das kann je nach Situation und Charakter ganz anders aussehen:
- Für manche und manchmal kann es gut sein, einfach viele Kilometer zu laufen und regelrecht den Schmerz aus dem Körper „herauszulaufen“
- Für manche und manchmal kann es helfen, sich einem MitpilgerIn anzuvertrauen im Gespräch
- Für andere oder in anderen Situationen kann es hilfreich sein, inne zu halten in der Natur, sich für eine Weile an einen sich gut fühlenden Ort zu setzen und innerlich still zu werden, eben nicht mehr zu laufen, sondern einfach zu warten, bis Antworten von Innen kommen. Hierbei kann das Aufschreiben von Gedanken im Tagebuch zusätzlich helfen
b) Annehmen, was ist, statt in Widerstand mit der Situation gehen
Auch wenn es super schwer fällt:
- Mach dir klar: Die Situation ist sowieso schon so, wie sie ist, ob du nun innerlich dagegen ankämpfst oder nicht. Im Widerstand verlierst du nur noch mehr Energie. Versuche in eine Zustimmung zu kommen und zu erlauben, was ist, ohne zu bewerten. Lade den Schmerz ein und heiße ihn willkommen.
- Im Wort Ent-Täuschung steckt bereits drin, dass du dich getäuscht hast mit deiner Erwartung. Nun ist die Zeit, dir das einzugestehen. Der spirituelle Lehrer Eckart Tolle hat dazu ein tolles Video gemacht, sein Buch „Jetzt – Die Kraft der Gegenwart“ kann ich auch empfehlen.
c) Frag dich: Was kann ich daraus lernen & wofür könnte das gut sein, statt: warum passiert mir das?
So kriegst du einen konstruktiven Blick auf die Situation. In meinen oben genannten Erfahrungen war es zum Beispiel so, dass ich über die Enttäuschungen lernen konnte über mich:
- Die Rückenschmerzen waren ein Zeichen dafür, dass ich äußerlich wie innerlich zu viel Gepäck mit mir herum schleppte, daraufhin ließ ich einige Packstücke sowie einen überfordernden Job daheim los.
- Die verschlossene Herbergstüre zwang mich, zur letzten Unterkunft zurückzugehen. Dort begegnete ich ein paar tollen Menschen, die ich sonst nicht kennengelernt hätte
- Der unerwartet volle Jakobsweg im Hochsommer konfrontierte mich mit den vielen Mitpilgern und zwang mich, weit mehr mit anderen zu interagieren als ich ursprünglich vorhatte. Rückblickend gesehen konnte ich dadurch einiges über Menschen und mich lernen, z.B. dass Menschen oft nicht so sind, wie man sie im ersten Augenblick einschätzt, oder auch, dass ich lernen konnte, wann ich alleine pilgern und wann ich mit jemandem zusammenlaufen wollte
- Der Kulturschock nach der Rückkehr lehrte mich das Leben als Pendel zu sehen, wo es neben Licht auch Schatten gibt, und zu merken, wie wichtig mir Natur ist
Deine Meinung?
Ich bin gespannt, wie dir dieser Artikel gefallen hat & freue mich über einen kurzen Kommentar oder eine Email. Ich möchte auf diesem Blog bewusst nicht nur über die Sonnenseiten des Pilgerns schreiben.
Ich möchte kein Bild vom Jakobsweg in deinem Kopf erzeugen, das fern von der Realität ist, sondern neben den schönen Dingen auch über Dinge schreiben, die nicht einfach sind. Denn der Jakobsweg ist – wie das Leben – Sonne und Regen.
Daher meine Frage an dich: Gefällt dir das oder möchtest du nur positive, motivierende Artikel hier lesen? Und wenn du schon pilgern warst, kannst du meine Sicht teilen, hast du vielleicht sogar ähnliches erlebt, wie bist du damit umgegangen?
Hallo Christoph
Bin letztes Jahr (April-Juni) von Genf quer durch Frankreich bis St Jean, mit dem Zug zur Küste, bei Irun den Küstenweg (Dank Dir) bis Oviedo, dann den Primitivo nach Santiago.
Kurz: mega, meine beste Reise…Nur: seitdem (also seit Mitte Juni) habe ich ständig Flashbacks der Reise, fehlt mir regelrecht, muss wieder los …
Hoffe 2022, dann nach Rom. Aber den Frances möchte ich auch noch pilgern… Ma kucken was Gesundheit dazu sagt. Menno, hätte ich das Pilgern doch bloss früher entdeckt… Heb Sorg und gute Gesundheit
Hallo Christoph,
Dein Artikel gefaellt mir sehr gut,
obwohl ich noch nicht pilgern war,hatte es für dieses Jahr geplant,den Frances,werde mal schauen,was es an deutschen
Jakobswegen so gibt,den Frances werde ich aber laufen,auf jeden Fall.
Trotz der aktuellen Situation eine gute Zeit und bleib gesund,
Viele Grüße, Armin
Hi Armin,
Deutschland hat pilgermäßig auch was zu bieten, auch wenn es natürlich anders ist als in Spanien.
Bleib ebenfalls gesund!
Lg, Christoph
Hallo Christoph, ich kann dir nur voll und ganz zustimmen! Auf meinem ersten Weg im Mai – Norte von Irun über Santiago nach Fisterra – hatte ich Kälte, strömenden Dauerregen, irrsinnige Schmerzen im Fuß, die mich sogar auf der Hälfte des Weges für 3 Wochen nach Hause schickten – aber auch schöne Sonnentage, eine traumhafte Natur, viele Stunden des Alleinseins, sowie Bekanntschaften die zu wahren Freundschaften wurden. Schon damals war klar, ich MUSS wieder pilgern. Letztes Jahr über Ostern war es der Portugues – voll und mit Rückenschmerzen;), dieses Jahr sollte es im September der Frances werden. Ich werde ihn verschieben, aber ich werde ihn gehen…irgendwann! Bis dahin werde ich die deutschen Wege ausprobieren.
Dir weiterhin viel Spaß beim Pilgern, danke für deine Eindrücke und Hilfestellungen und bleib gesund!
Viele Grüße, Christiane
Sehr gerne, Christiane, und viel Freude beim Ausprobieren auf deutschem Boden, da gibt es auch tolle Wege!
Lg, Christoph
Hallo Christoph, ich möchte,und hoffe,daß es klappt,nächstes Jahr im Mai pilgern.Ich freue mich immer total von Dir zu hören und verschlinge Deine Geschichten.Es ist auch unglaublich hilfreich, wenn man zum ersten Mal pilgern möchte,Deine Erfahrungen zu lesen.Von ganzem Herzen DANKE dafür.Liebe Grüße Manuela
Danke für das tolle Lob, Manuela, sehr gerne!
Lg, Christoph
Und zu der jetzigen Situation möchte ich sagen, dass ich im Januar-Februar über meine nächste Etappe nachgedacht habe, mich aber nicht entscheiden konnte. Vielleicht war das ja schon ein Vorbote . Ich hoffe ich kann im nächsten Jahr meinen Jakobsweg weiter gehen. Viele liebe Grüße Heike
Hallo Christoph, ich war bis jetzt drei mal auf dem Jakobsweg unterwegs, immer Etappenweise und habe ähnliches erlebt. Es ist einfach unbeschreiblich. Und jedesmal wenn ich nicht weiter wusste, kam von irgendwo ein Impuls durchzuhalten, sei es durch Begegnungen oder plötzlichen kleinen Überraschungen am Wegesrand. Ich hatte immer furchtbar Blasen, trotz aller Vorsicht. Ich möchte keine dieser Erfahrungen missen.
Schön gesagt, Heike!
Lg, Christoph
Ja Christoph, jetzt, heute um diese Zeit wollte ich ab Paris nach Strasbourg zu meiner Tochter zurück fahren, weil dort mein Auto stehen sollte. Soll heissen, ich wäre ab gestern früh auf dem Rückweg von SdC, zurück von meiner ersten Pilgerreise auf dem CF. Kurz bevor ich, vor rund vier Wochen aufbrechen wollte, war klar, Covid-19 macht mir einen Strich durch die Rechnung und ich hab meinem Arbeitgeber Bescheid gegeben, daß ich derzeit keinen Urlaub nehme. Ja, ich bin enttäuscht, weil ich mich fast drei Jahre auf diesen Weg gefreut hatte. Gut, dann versuche ich es eben nächstes Jahr noch einmal. Denn der Weg ruft mich.
Kann die Enttäuschung verstehen, Jörg. Hoffe der Weg wird auch weiterhin rufen und du geduldig warten 🙂
Lg, Christoph
Hallo Christoph,
genau wie die anderen finde auch ich es gut, wenn du auch über negative Erfahrungen bzw. enttäuschte Erwartungen berichtest. Genau wie zum Leben gehört diese zum Pilgern eben auch dazu. Leider vergisst man das zwischendurch immer wieder. Gerade wenn man gern alles lange und bis ins letzte Detail plant. Man denkt, wenn man sich auf alles perfekt vorbereitet, die perfekte Ausrüstung und am besten für alles im Vorfeld schon eine Lösung hat, kann nichts passieren. Die Realität ist allerdings anders. Und wie du schreibst, ist das – auch wenn es oft erst mal furchtbar Angst macht – gut so, denn man macht Erfahrungen, die man sonst nicht gemacht hätte, erfährt Hilfe und Freundlichkeit von anderen und wächst über sich hinaus.
Als ich das erste Mal auf dem Jakobsweg war (Camino frances im Frühjahr 2009 ab St Jean Pied de Port), musste ich drei Tage vor Santiago abbrechen. Drei Tage!! Nach einer Woche Dauerregen und Halsschmerzen war ich aber einfach so krank, dass auch ein Pausentag es nicht mehr rausgerissen hat. Ich habe mich gefragt, ob ich länger Pause machen soll. Aber ich hatte nicht das Gefühl, bei Dauerregen in einem kleinen Zimmer im Nirgendwo zur Ruhe finden und gesund werden zu können. Zudem wären dann alle meine Pilgerfreunde weg gewesen und ich hätte den Weg allein zu Ende bringen müssen. Auch das konnte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen. Also bin ich abgereist. Ich glaube, das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas nicht im ersten Anlauf zu Ende gebracht habe („was man anfängt, das bringt man auch zu Ende“, lautete einer der „Glaubenssätze“ in meiner Ursprungsfamilie). Es war hart, aber es war eine gute Erfahrung. Ich bin dann im Herbst zurückgekehrt und bin den Weg nach Santiago, Finisterre und Muxia bei schönstem Wetter und bewusst allein zu Ende gelaufen.
Als ich 2018 die Via de la plata gepilgert bin, hatte ich, nachdem ich bereits vier Wochen unterwegs und bis dahin sehr gut zu Fuß war, zum ersten Mal in meinem Pilger- und Wanderleben eine Sehnenscheidenentzündung am Bein. Nach einem Pausentag bin ich dann einfach gaaaanz langsam weitergepilgert und nur die Hälfte der sonst üblichen Wegstrecke gelaufen. Im Tagesverlauf überholte mich ein kanadisches Ehepaar, das ich zwei Wochen zuvor einmal kurz getroffen hatte. Als ich endlich in der Herberge ankam, kümmerten sie sich liebevoll um mich und legten mir einen Tapeverband an, der ihnen auf einem anderen Jakobsweg bei denselben Probleme geholfen hatte. Es hat so gut getan – körperlich wie emotional. Und am nächsten Tag ging es meinem Bein deutlich besser. Nach zwei weiteren „halben“ Tagen hatte ich dann zu den Kanadiern, die inzwischen einen Pausentag eingelegt hatten, aufgeschlossen – und mit ihnen und zwei anderen Pilgern, die mit ihnen unterwegs waren, meine „Pilgerfamilie“ für den restlichen Weg gefunden.
Auf der Via de la plata habe gelernt, dass man vieles allein schaffen kann, aber wenn es einem wirklich schlecht geht (es gab da noch so die eine oder andere Situation, die die Ankunft in Santiago in schier unerreichbare Ferne rücken ließ – u.a. bin ich wegen einer allergischen Reaktion auf Bettwanzen im Krankenhaus gelandet…), ist es wunderbar, liebe Menschen an seiner Seite zu haben, die einen unterstützen und für einen da sind. Man muss (und kann) nicht immer alles allein schaffen.
Nein, Jakobswege sind kein Wellnessurlaub. (Denkt das wirklich irgendjemand??) Sie stellen uns vor vielerlei Herausforderungen – äußerliche und innerliche. Und es kommt immer anders, als man denkt. Aber genau das macht sie so unvergleichlich und wunderbar.
Vielen Dank an dieser Stelle für deinen Blog und deine tollen Artikel! Bitte mach weiter so!
Danke für die Blumen und dein persönliches Mitteilen, Valeska!
Alles Gute, Christoph