*Die ganz aktuellen Statistiken von 2021 findest du in einem neuen Artikel hier*
Wie schon in 2015, 2016 und 2017, so blicke ich auf diesem Blog auch Anfang dieses Jahres gespannt nach Santiago.
Genauer gesagt ins Pilgerbüro. Dort werden zu Beginn eines jeden Jahres die offiziellen Pilgerstatistiken veröffentlicht.
Zu wissen, was letztes Jahr auf den Jakobswegen los war, hilft auch, einzuschätzen, was im neuen Jahr los sein könnte. Hier also einige interessante Erkenntnisse aus den gerade veröffentlichten Ergebnissen.
1)Neuer Pilgerrekord aufgestellt!
Erneut ist die Zahl der in Santiago angekommenen Pilger gestiegen. 301.036 Pilger wurden im Jahr 2017 im Pilgerbüro registriert.
Das sind nicht nur rund 25.000 Pilger mehr als im Vorjahr (277.913), sondern ist zudem ein neuer (Neuzeit)Pilger-Rekord!
Der 300.000 Pilger war ein junger Mann aus den USA, Andrew Patrick Larkin. Larkin wurde bei seiner Ankunft im Dezember im Pilgerbüro gefeiert und geehrt, wie das Foto unten zeigt.
Nach eigener Aussage habe der Film „Dein Weg“ den jungen Amerikaner zu seiner Pilgerreise inspiriert.
Für 2018 könnte die Pilgerzahl erneut steigen. Die Sehnsucht nach Draußen Sein und Bewegung, Sinnsuche und Selbsterkenntnis, Entschleunigung und Naturerfahrung nimmt meiner Meinung nicht ab, sondern eher dazu.
Das nächste Heilige Jahr, in dem erfahrungsgemäß ein richtiger Pilgeransturm zu erwarten ist, kommt übrigens erst im Jahr 2021 wieder.
2)Immer mehr Frauen auf dem Camino unterwegs
Einen weiteren Rekord stellten die Pilgerinnen auf: Mit 49% Prozent Pilgeranteil waren im Jahr 2017 erneut mehr Frauen auf den Jakobswegen unterwegs, als in den Vorjahren.
Eine Packliste speziell für Frauen findest du übrigens hier, einen guten Einstiegsartikel hier.
(Passend dazu: Auf diesem Blog wird im Frühjahr 2018 2019 (endlich!) ein Buch erscheinen, worin rund ein Dutzend Frauen von ihren Solo-Pilgerreisen berichten. Du kannst dich hier kostenlos über Neuigkeiten dazu benachrichtigen lassen).
3)Die meisten Pilger drängen im (Hoch)Sommer auf den Weg
Juli und August sind erneut und wenig überraschend die Monate, wo die meisten Pilger in 2017 das Ziel in Santiago de Compostela erreicht haben. Im Jahr 2017 sind sogar 46,1% aller Pilger in diesen beiden Monaten angekommen, Tendenz steigend, wie die Grafik unten zeigt.
Im Mai und Juni sowie September und Oktober sind jeweils rund ein Viertel aller Pilger angekommen. In den sechs Monaten von November bis April haben gerade einmal 12% der Pilger ihre Urkunde in Santiago abgeholt.
Wer ruhig pilgern möchte, kann sich an diesen Zahlen und Jahreszeiten orientieren (oder dieses Büchlein durcharbeiten). Zu beachten ist hierbei aber auch, dass viele der gezählten Pilger gar nicht den gesamten Jakobsweg von 5 Wochen Dauer absolvieren.
Einige wählen nur ein Teilstück, viele davon die letzten 100 Kilometer auf dem Camino Francés von Sarria aus beginnend. Diese Distanz ist nämlich nachzuweisen, um sich abschließend eine Pilgerurkunde abholen zu dürfen.
Sarria, jener Ort auf dem Camino Francés, ist dementsprechend auch wenig überraschend der meistfrequentierte Startpunkt aller Pilger 2017 geworden (26%).
Das heißt auch, dass die Wege und insbesondere der Camino Francés nicht von vorne bis hinten überlaufen sind. Der Ansturm konzentriert sich vor allem auf das letzte Stück.
4)Alternative Jakobswege im Aufwind, Camino Francés lässt nach
Die Angst vor zu vollen Wegen und zu vielen Menschen könnte auch ein Grund dafür sein, dass die Nebenwege 2017 noch beliebter geworden sind. „Nur“ noch 60% aller in Santiago registrierten Pilger haben den bekannten Camino Francés gewählt (mehr zu diesem Weg übrigens hier und hier). Das ist natürlich immer noch bei weitem der höchste Anteil aller Wege. Dennoch: Im Jahr davor waren es noch 63%.
Immer beliebter wird vor allem der portugiesische Jakobsweg Camino Portugues (unser Vorbereitungsbuch dazu findest du hier). Dieser mit nur ca. 250 Kilometern Länge recht kurze und anfängerfreundliche Jakobsweg wurde 2017 sogar von fast jedem 4. Pilger gewählt (22%).
Im Jahr davor lag der Pilgeranteil noch bei 20%. Zum Vergleich: Seit dem Jahr 2011 hat sich die Pilgerzahl auf diesem Weg sogar verdreifacht (!). Währenddessen ist das Pilgeraufkommen auf anderen Wegen , wie dem Camino Francés, „nur“ um etwa die Hälfte gestiegen seit 2011.
Konstant zeigt sich laut Statistik der nordspanische Küstenweg oder auch Camino del Norte genannt (mein Vorbereitungsbuch dazu findest du hier, eine Etappenübersicht hier).
Seit 2011 liegt der Pilgeranteil für diesen Jakobsweg konstant bei rund 6%. Insgesamt waren aber auch hier vergangenes Jahr mehr Menschen unterwegs: Erreichten 2016 noch 17.289 Pilger Santiago über die Route des Küstenwegs, so waren es 2017 rund 500 Pilger mehr (17.836).
Auf den Plätzen vier bis sechs folgen die noch weniger bekannten Jakobswege:
- Der Camino Primitivo (ein herausfordernder und landschaftlich eindrucksvoller Weg, mehr dazu hier) mit 5% Pilgeranteil
- Der Camino Inglés (ein ähnlich wie der portugiesische Weg sehr kurzer und einsteigerfreundliche Weg) mit 4% Pilgeranteil
- Die Via de la Plata (ein mit 1.000 Kilometern Länge sehr langer Weg mit teils längeren Tagesetappen, mehr dazu hier) mit 3% Pilgeranteil
Für welchen Weg du dich auch entscheidest, falls du dieses Jahr unterwegs sein solltest, oder falls du den „inneren“ Jakobsweg im Alltag (weiter)gehen solltest – ich wünsche dir ein tolles und gesundes Jahr und buen Camino!
Falls dir der Artikel geholfen hat und du dich mit einer Spende bedanken möchtest, kannst du das hier tun.
Quellen:
Weiterführende Links:
- -> Passenden Pilgerführer finden
- -> Packliste für den Jakobsweg
- -> Kostenkalkulation für den Jakobsweg
Hy Christoph
Erstmal Chapeau für deine Mühe und vor allem den richtigen Ton zum Thema Pilgern. Ich war letztes Jahr zum dritten mal ( zum ersten Mal allein )unterwegs und habe immer die richtigen Leute getroffen. Aber so verschieden die Wege sind, so verschieden sind auch die Mitpilger. Das erste Mal der Camino Frances. Wir haben Pilger von 80 Jahren kennen gelernt und bewundert.Dieses Jahr werde ich 78 und bin immer noch ein begeisterter Pilger.Allerdings würde ich erst einmal den Camino Portugues ansteuern. Er ist relativ kurz, bietet schöne z.Tl. neue Herbergen und führt einen vom Strand durch Wälder und geschichtsträchtige Städte. Allerdings gab es zumindest für uns Regen satt. Man gewöhnt sich dran. Die Unterhaltung mit der Bevölkerung hakt etwas wird aber vom Bemühen Auskunft zu geben, mehr als wettgemacht-Ich glaube, wenn man den Camino Frances als Zweiten geht, hat man mehr davon. Er ist auch etwas anders. Ich würde ihn allerdings nicht mehr gehen wollen.
Dieses Jahr war ich auf dem Küstenweg, allerdings alleine. Er ist meiner Meinung nach der schönste, wenn auch mit Abstand der anstrengenste. Absolut nichts für „Kilometerfresser“ Aber ich habe unglaublich viele Mitpilger getroffen die schon mehrere Wege gelaufen sind. Was mir gefehlt hat sind z.Teil fehlende Markierungen. Ich denke, das hängt viel von den Kommunen ab.
Ich habe übrigens auf diesem Weg auch noch um 17 Uhr einBett bekommen. Man braucht nicht unbedingt vor dem Wachwerden aufzustehen.Bei Krankheit gibt es in den grösseren Orten das centro de salut, mit der Gesundheitskarte ist alles geregelt. Ich brauchte sie immer. Einmal Hundebiss, drei mal Bettwanzen.Nicht gefährich aber extrem lästig.
Wie ich die Sache sehe, werde ich den Camino del Norte dieses Jahr noch einmal gehen.
Ein Tipp am Schluss. In Santiago die Franziskanerkirche. Kein Fremdenverkehrshighlight sondern eben Kirche
Hallo Christoph,
durch Zufall bin ich auf deine Internetseite und deine Blogs gestoßen und habe fast alles schon gelesen ;)….vielen Dank an dieser Stelle für die hoffentlich hilfreichen Tipps. Ich, 53, plane gedanklich seit 2 Jahren und nun aktiv meinen diesjährigen Trip auf dem Camino de la Norte von Irun bis Finisterre als „Alleinreisende“. Eigentlich hatte ich vor im Mai/Juni zu pilgern, überlege aber nun, ob es im September/Oktober vom Wetter her nicht wärmer/schöner ist. Kannst du mir hierzu bitte deinen persönlichen Tipp geben?!
Auch würde ich mich zeitlich ungerne unter Druck setzen und daher den Rückflug gerne erst vor Ort buchen. Siehst du darin ein Problem oder sollte ich ihn bereits in Deutschland buchen?
Vielen Dank vorab….
Beste Grüße
Christiane
Hallo Christiane,
Ich bin zwar nicht Christoph, ich heisse Lars, und bin im 2017 von Zuhause (Nähe Basel) bis nach Santiago und Finisterre gepilgert. War uuuuuunglaublich schön. Habe dabei den Nordweg gewählt und war im August und September unterwegs. V.a. der August war super Wetter, Warm ca 25°C, selten zu heiss, und meistens ein kühles Lüftchen vom Meer. Im September ist es dann ziemlich schnel,l v.a. am Morgen, kühler geworden. Ca 5 – 8 °C. Unter dem Tag war aber alles tip top und nie ein Problem. Meine Erfahrung war, besser ein paar Grade zu wenig als zuviel;-) Den August auslassen ist eine gute Idee. Herbergen waren teilweise schon kurz nach Mittag voll, bei den kleinen. Und oft habe ich Pilger gesehen die um 12.00 oder 13.00 anstehen um ein freies Bett zu kriegen. Not nice, irgendwie wollte ich nicht den halben Tag mit warten und in der Albergue verbringen. Die Idee den Rückflug vor Ort zu buchen ist super – unbedingt so machen! Haben viele mit denen ich länger unterwegs war, so gemacht. Kein Problem Wünsche dir viel Spass und buon camino
Hallo Christiane, ich bin den Camino del norte in Mai/Juni 2017 gelaufen. Vom Wetter her macht es wenig Unterschied ob du im Frühjahr oder Herbst läufst. Du musst immer mit Regen zwischendrin rechnen. Den Rückflug erst einige Tage vorher zu buchen dürfte kein Problem sein. Ist mir bisher (2016 + 2017) immer kurzfristig gelungen. Buon Camino.
Liebe Christiane,
ich weiss jetzt natürlich nicht, ob du bereits im Frühjahr los gelaufen bist, oder den Küstenweg noch vor dir hast. Meine Tochter und ich waren September/Oktober 16 von Irun aus bis Santiago unterwegs und hatten täglich wunderbares Wetter. Was allerdings ein Glücksfall war, denn normalerweise regnet es im Golf von Biskaya sehr viel. Geregnet hat es nur kurz nach unserer Ankunft in Santiago, aber so was von! die Temperaturen im Herbst sind sicher angenehmer als im Hochsommer und das Regenrisiko ist etwas geringer als im Frühjahr. Und, sei gewiss, der Camino del Norte ist wunderschön!. Buen Camino, Eliane aus der Schweiz