Kann man den Jakobsweg im Winter laufen?

In diesem Artikel möchte ich die Frage beantworten, ob man den Jakobsweg im Winter laufen kann.

Dazu werde ich ein paar eigene Erfahrungen von mir teilen, denn ich war im November auf dem Jakobsweg Camino del Norte unterwegs.

Dazu werden ich dir ein paar Eindrücke schildern, die ich von Freunden und Bekannten von mir bekommen hab, die den Jakobsweg im Dezember und Januar gelaufen sind, und zwar den Camino Francés.

Nicht für jeden geeignet: Der Jakobsweg im Winter

Das wichtigste direkt vorweg: Im Winter pilgern zu gehen ist eine ganz andere Erfahrung, als im Frühjahr, Sommer oder Herbst, da die Bedingungen komplett andere sind.

Wer Improvisationstalent besitzt, flexibel ist, es gut mit sich alleine aushält, und sich auch von Regen, kaltem Wind und frostigen Temperaturen nicht beirren lässt, für den könnte die Winterzeit in Frage kommen.

Wer es nicht lange mit sich alleine aushält, viel Sicherheit und Struktur und Wärme braucht, für den ist der Jakobsweg zwischen November und Februar keine gute Idee.

Für diese Personen eignet sich eher die typische Jahreszeit zum Pilgern zwischen Frühjahr und Herbst, und für diejenigen eignen sich im Dezember wohl eher Tageswanderungen in der Region.

Im November, Dezember und Januar herrschen andere Bedingungen auf dem Camino

Wer ans Pilgern im Winter denkt, der stellt sich vermutlich vor allem das oftmals ungemütliche Winter-Wetter mit kaltem Wind, Regenschauern, frostigen Temperaturen und vielleicht sogar Schnee vor.

Um diesen Bedingungen zu trotzen, brauchst du passende Kleidung und eine gut durchdachte Jakobsweg-Packliste. Funktionsunterwäsche und wärmende Materialien, wie Merinowolle, können dich hier gut unterstützen, um nicht auszukühlen unterwegs.

Was noch gut funktioniert, um das Immunsystem fit zu halten, habe ich hier aufgeschrieben.

Ich selbst trage zum Wandern im Winter beispielsweise als Baselayer unter Pullover oder Jacke das Longsleeve von X-Bionic (siehe Foto, bei Bergfreunde erhältlich), was zwar sehr teuer ist, aber wunderbar warm hält, schweißabweisend ist, und gut am Körper liegt.

Daneben warten aber noch andere Herausforderungen auf den Pilger im Winter: Denn die Herbergen auf dem Jakobsweg sind zu einem gewissen Teil im Winter geschlossen, weil kaum Pilger unterwegs sind.

Daher musst du mitunter deutlich längere Etappen auf dich nehmen, spontan reagieren und umplanen können, wenn Unterkünfte zu sind, und ggf. auch auf kostspieligere Hotels oder Pensionen ausweichen, was sich natürlich in den Gesamtkosten deiner Pilgerreise bemerkbar macht.

Tipp: Umso schöner kann es nach einer langen Etappe sein, wenn du in eine Pilgerherberge einkehrst, die über einen Kamin verfügt. Halte danach Ausschau, wenn du die Beschreibungen der Herbergen im Pilgerführer vergleichst 🙂

Welche Route eignet sich zum Pilgern im Winter?

Am ehesten eignet sich daher in den Wintermonaten der Jakobsweg Camino Francés zum Pilgern (mit Ausnahme des Abschnitts über die Pyrenäen, mehr dazu im eBook).

Das liegt daran, dass die Dichte an Herbergen dort so groß ist, dass du trotz Off-Season noch hier und da geöffnete Herbergen findest, ohne ausufernd lange Tagesetappen absolvieren zu müssen, wie es z.B. auf dem Camino del Norte oder der Via de la Plata sein kann.

Was die Temperaturen angeht, ist natürlich die im Süden Spaniens in Sevilla beginnende Via de la Plata eigentlich die Winter-Pilgerroute schlechthin. Dass ich diesen Weg trotzdem nur erfahrenen Pilgern zur Winterzeit ans Herz legen würde, liegt daran, dass die Infrastruktur mit Unterkünften auf der Via Plata nicht wahnsinnig gut ist und du oft lange Etappen gehen musst oder sehr gut vorplanen.

Auch der Camino Portugues in Portugal verfügt inzwischen über ein gutes Netz an Herbergen und Infrastruktur. Solltest du dort den Küstenweg gehen, bedenke jedoch, dass vor allem am Atlantik ein frostiger Wind herrschen kann. Alternativ bietet sich die Variante durch das Landesinnere an.

Um das Winterpilgern im kleinen Rahmen zu testen, könnte auch der Camino Inglés in Frage kommen mit lediglich einer Woche Gesamtlänge.

Kaum Menschen auf dem Jakobsweg zur Winterzeit

Eine weitere Herausforderung auf dem Jakobsweg zur Winterzeit kann das Allein sein sein. Du wirst kaum Mitpilger treffen, anders als im Sommer, Frühling und Herbst, und vermutlich viel Zeit mit dir selbst verbringen.

Während du in den Sommermonaten oft mit dem Problem konfrontierst sein wirst, genug Ruhe für dich zu finden, da so viele Menschen auf dem Jakobsweg unterwegs sind, ist es im Winter womöglich genau andersherum: Die fast leeren Herbergen und Wege könnten den Wunsch nach mehr Kontakt wecken.

Ich selbst habe in 7 Tagen auf dem Küstenweg Camino del Norte im November damals insgesamt lediglich zwei andere Pilger getroffen, soweit ich mich erinnern kann. Das kann dann schon herausfordernd sein, so mit der eigenen Einsamkeit konfrontiert zu werden.

Besonderheit: Weihnachten auf dem Jakobsweg

Eine Freundin von mir (und Mit-Herausgeberin des eBooks „Alleine als Frau auf den Jakobsweg“) hat sogar einmal das Weihnachtsfest auf dem Camino in Spanien gefeiert.

Sie ist auf dem Camino Francés unterwegs gewesen und hat mir berichtet, dass sie in einer kleinen Gruppe von Pilgern Weihnachten auf dem Jakobsweg verbracht hat und dass es ein schönes, geselliges Fest war mit internationalen Pilgern.

Was denkst du über das Winterpilgern? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar unter dem Artikel!

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