Erfahrungsbericht vom Jakobsweg Küstenweg in Portugal von Tanja
Es ist früh morgens. Ich stehe in meinen Outdoor-Klamotten und mit meinem rund zehn Kilogramm schweren Rucksack allein am Flughafen. Auch wenn mich die Idee, Zeit allein zu verbringen, reizte, hatte ich gleichzeitig schreckliche Angst davor.
Denn eigentlich war ich nie gern allein. Ich hatte nie allein gelebt, war immer von anderen Menschen umgeben gewesen. Urlaube verbrachte ich stets mit meinem Freund oder Freunden.
Ich brauchte immer jemanden, mit dem ich meine Begeisterung teilen konnte. Denn ein Ort war nur wirklich schön, wenn ich mit jemanden darüber sprechen konnte. Mit Freunden ist der Himmel blauer und das Essen schmeckt einfach besser.
Erfahrungsbericht vom Jakobsweg in Portugal
In Wirklichkeit verbrachte ich auf dem Jakobsweg in Portugal nicht viel Zeit allein. Denn ich hatte das Glück auf meinem Weg Menschen aus allen Ecken der Welt und allen Gesellschaftsschichten zu treffen.
«Was mich der Jakobsweg lehrte? Du gehst zwar den Weg allein, aber du bist nicht allein.»
Ich erinnere mich noch gut an all die fernen Länder aus denen andere Pilger kamen und von denen sie mir erzählten. Angefangen von Australien über Südafrika bis hin nach Peru.
Das Besondere am Jakobsweg ist: Es kommt nicht darauf an, wie wir heissen, woher wir stammen, welchen Beruf und wie viel Geld wir haben.
Ungeachtet unserer Vergangenheit oder unserer Motivation den Weg zu laufen – wir sind gleich. Alle sind gleich in der Richtung, die wir einschlagen und gleich durch die klassenlose Uniform unseres Jakobsweg Rucksacks.
«Der Camino ist wie das echte Leben: Manchmal pilgert man allein, manchmal in Gruppen und manchmal findet man einen echten Wegbegleiter.»
Während meiner rund 600 kilometerlangen Reise entlang der portugiesischen Atlantikküste auf dem «großen» und «kleinen» portugiesischen Jakobsweg Küstenweg, hatte ich das große Glück die Schönheit des Caminos in Gesellschaft mit neuen Freunden verbringen zu dürfen.
Auf dem Küstenweg des portugiesischen Jakobswegs
Ich hatte auf dem viele Begegnungen mit Menschen, die mich tief beeindruckt haben. Zum Beispiel ein Vater dessen 16-jährige Tochter an einem Tumor gestorben war und der Spenden für die Krebsforschung sammelte. Oder 80-jährige Rentner, die sich den Weg antun, obwohl ihnen jeder Meter offensichtlich schmerzt.
Ich habe viele Pilger kennengelernt, die Verluste erlitten haben. Aber was mich besonders beeindruckt hat, war: Alle versuchten damit positiv umzugehen. Eben diese Geschichten haben mir Mut gemacht.
Natürlich habe ich auch einige schräge Vögel getroffen: Da gab es ein etwas verlottertes Pärchen aus Tschechien, die sich in weite Roben gehüllt haben und in Wanderschuhen wanderten, die fast auseinanderfielen.
Die beiden waren mit ihrem kleinen Hund sehr gemächlich unterwegs und manchmal machten sie auch längere Mittagspausen in der Sonne. Unsere Begegnungen beschränkten sich normalerweise nur auf einige Minuten. Doch jedes Zusammentreffen regte mich zum Nachdenken an.
Ein anderer Pilger tauchte immer in den Momenten auf, in denen ich tief in Gedanken war. Und das besondere war: Er hatte das Talent immer die richtigen Worte zu finden. Manchmal tiefgründig aber manchmal auch banal.
«Der Weg gibt dir nicht das, was du willst, sondern das, was du brauchst.»
Begegnungen, Überraschungen, Erfahrungen – das ist Pilgern!
Während meiner Pilgerreise verbrachte ich viel Zeit mit anderen Wanderern. Ich habe Pilger von den verschiedensten Routen kommend auf meinem Weg getroffen und durfte mit ihnen über das Leben sprechen. Obwohl jeder von uns einen anderen Weg gegangen ist, verband uns alle doch eins: die Suche.
In den Moment, als ich allerdings inmitten in der Natur war auf dem Küstenweg des Jakobswegs in Portugal, auch Camino Portugues de la Costa genannt, kein Mensch weit und breit zu sehen, umgeben vom Ozean, die Meeresbriese auf meiner Haut spürte, kam die Zeit zum Stillstand.
Obwohl ich Abend für Abend meine Eindrücke in mein Tagebuch schrieb, begann ich an diesem Tag mich daran zu erinnern was mir in den letzten Tagen und Wochen widerfahren ist und ich merkte, wie ich anfing zu weinen.
«Der Camino hat viele Gefühle in mir verstärkt – tiefe emotionale Reflexionen, Traurigkeit, Freude, Spass, Erschöpfung, Angst und Schuldgefühle.»
Am Ende des Caminos
Rückblickend kann ich mich kaum an einen Tag erinnern, an dem ich keine Menschenseele getroffen habe. Die vielen spannenden Kontakte mit Mitreisenden aus der ganzen Welt machten den Camino für mich zu einer besonderen Erfahrung und öffneten meinen Blickwinkel für neue Lebensansätze und -philosophien.
«Der Camino verschaffte mir die Möglichkeit mich selbst auf eine Art und Weise neu kennenzulernen, wie ich es noch nie zuvor getan habe.»
Obwohl ich bestimmt nicht als komplett anderer Mensch wiedergekommen bin, war der Camino für mich eine grossartige Erfahrung, die Gelassenheit schafft und mir zu mehr Ruhe verholfen hat.
Während manch einer nach seiner Ankunft in Santiago de Compostela sein ganzes Leben umkrempelt, habe ich danach für mich den Entschluss gefasst, mir für bestimmte Menschen in meinem Leben mehr Zeit zu nehmen.
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Anreise nach Portugal
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Ich bereite michschon mal vor und freue mich
Liebe Margret,
auch ich bereite mich vor.
Habe viel Respekt und bin sehr, sehr gespannt.
Noch mehr überwiegt die Freude auf das, was man erlebt!
Dir einen guten Start- vielleicht treffen wir uns irgendwo!
Liebe Grüße
Astrid
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