- - Zuletzt aktualisiert: 20. Oktober 2024
Immer wieder hört oder liest man, dass Menschen sich durch den Jakobsweg verändert hätten und auch im Alltag danach innerlich zufriedener geworden wären. Aber das stimmt das wirklich?
Das wollte ich wissen, und habe daher meine Leser und Community um ihre ehrliche Meinung und Erfahrung gebeten. Zu meinem Vorgehen:
- Ich habe ihnen 10 Fragen gestellt.
- Teilnehmen durfte, wer bereits mindestens 1x pilgern war
- 500 Pilger und Pilgerinnen haben sich an der Umfrage beteiligt – danke dafür!
- 3 Sachpreise wurden unter allen Teilnehmern verlost (der Gewinner wurde per Email benachrichtigt)
- Durchgeführt wurde die Umfrage im Sommer 2024 (Juli) über meinen Newsletter mit 10.000 Lesern
Welche teils überraschenden Erkenntnisse und Ergebnisse dabei herausgekommen sind, das erfährst du in diesem Artikel, wo ich diese Studie zum Jakobsweg auswerte.
Anmerkung für Blogger und Journalisten: Die Studienergebnisse und Grafiken sind unter Verlinkung der Quelle (also dieser Artikel oder die Startseite) zur freien Verwendung verfügbar.
Beeindruckende Zahl: Für 75% der Pilger ist der Jakobsweg lebensverändernd
Die Ergebnisse der Umfrage sind überraschend eindeutig:
Mehr als 75% der Befragten gaben an, dass sie sich bzw. ihr Leben sich durch ihre Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg nachhaltig verändert hat.
Weitere 15,8% sagten, dass der Effekt nur kurzzeitig anhielt. Lediglich für 8,8% hatte die Erfahrung auf dem Jakobsweg keinen verändernden Effekt auf den Alltag. Unten siehst du das Diagramm zu dieser und weiteren Fragen im Detail.
Die Studie im Detail: Wie der Jakobsweg das Leben vieler Menschen verändert
1.Frage:
2.Frage:
Haupteffekt vom Pilgern: Mehr innere Ruhe & Zufriedenheit im Alltag
Als zweite Frage wollte ich wissen, was die Haupteffekte sind, welche die Teilnehmer nach ihrer Rückkehr vom Jakobsweg nachhaltig spüren.
Bei dieser Frage, wo mehrere Antworten möglich waren, wählten fast 70% (349 von 500) die Aussage „Ich bin innerlich zufriedener und gelassener geworden“.
Ebenfalls hoch im Kurs (56%) stand die Aussage „Ich stehe besser für mich selbst und meine Bedürfnisse ein, grenze mich besser von anderen ab„, die mehr als jeder zweite ankreuzte.
Immerhin jeder Dritte (33,2%) bewegt sich mehr im Alltag auch nach seiner Rückkehr vom Camino. Mehr als jeder Fünfte (21,8%) ist später im Alltag kontaktfreudiger geworden durch das zuvor erfolgreich gemeisterte Abenteuer Jakobsweg.
Das sind alles sehr schöne Effekte, die sich auch mit meinen Erfahrungen vom Pilgern decken!
3.Frage:
Als Hauptgründe für die positive Wirkung des Jakobswegs haben die meisten Pilger die „Zeit für mich alleine ohne Verpflichtungen“ (77,6%) ausgemacht.
Ebenfalls sehr wichtig waren unterwegs die Nähe zur Natur (62,2%) und die Bewegung (64,2%) – mutmaßlich alles Dinge, die im Alltag schnell zu kurz kommen.
Mehr als jeder zweite Teilnehmer der Umfrage (55,4%) hat zudem die Gespräche mit anderen Pilgern als sehr hilfreich und Mitgrund für die positive Wirkung der Pilgerreise ausgemacht.
Aus meiner eigenen Erfahrung von über 1.500 gepilgerten Kilometern finde ich, sind die Begegnungen und Gespräche während des Wanderns oft offener und ehrlicher, als Gespräche bei flüchtigen Begegnungen im Alltag.
Auch die Gemeinschaft in den Herbergen (30,4%) wurde von ca. jedem dritten Befragten als ein Grund für den positiven Effekt der Reise angegeben. Achtung: Nur mit einem gültigen Pilgerausweis darfst du in den speziellen Unterkünften (Pilgerherbergen) übernachten.
4.Frage:
Bei der Wahl der Jakobswege sticht eine Route besonders heraus:
Der portugiesische Jakobsweg ab Porto hat sich als die mit Abstand beliebteste Route herauskristallisiert unter den Teilnehmern der Umfrage. Knapp 60% aller Befragten sind den einsteigerfreundlichen Pilgerweg von Porto nach Santiago gelaufen, der neben der Inlandsvariante auch über einen Küstenweg verfügt. Vergleicht man die Länge der Jakobswege, so ist der portugiesische Wege mit 250 km einer der kürzesten.
Auf den weiteren „Plätzen“ folgen der Kult-Weg Camino Francés (37%), den Hape Kerkeling damals auch pilgerte, sowie der schöne und anspruchsvolle Küstenweg Camino del Norte (33%) im Norden Spaniens.
Auffällig: Jeder Vierte Befragte (25,6%) ist bereits mindestens einmal auf einem Jakobsweg in Deutschland gepilgert.
5.Frage:
Mehr als zwei Drittel (69,4%) der Pilger und Pilgerinnen sind alleine aufgebrochen auf ihren Camino. Lediglich 30% sind in Begleitung von Freunden, Partner oder Familie gestartet. Damit ist der Jakobsweg perfekt geeignet für eine Solo-Reise – und in der Tat kann es aus meiner eigenen Erfahrung für die persönliche Weiterentwicklung Gold wert sein, einmal Zeit für sich zu haben alleine.
Übrigens: Auch wenn diese Statistik hier nicht nachgefragt wurde, weiß ich aus den offiziellen Pilgerzahlen des Pilgerbüros in Santiago de Compostela, dass inzwischen ca. jeder zweite Pilger auf dem Camino weiblich ist und sich viele davon auch als Frau alleine auf den Jakobsweg aufmachen.
Dass nur verschwindend geringe 0,6 Prozent aller Befragten das Abenteuer Jakobsweg über einen Reiseveranstalter (hier gibt es Infos & Kataloge) erlebt haben, hat vermutlich auch mit der Klientel und Leserschaft meines Blogs zu tun, die gerne „auf eigene Faust“ reisen. Die Zahl entspricht daher vermutlich nicht der reellen Zahl.
6.Frage:
Spannend fand ich in der Auswertung und Analyse der Umfrage auch die Ergebnisse zur Frage, wie viele Wochen man denn mindestens unterwegs sein sollte, um wirklich einen langanhaltenden positiven Effekt vom Pilgern zu bekommen, der nicht sofort wieder „verpufft“ nach wenigen Tagen zurück im Alltag.
Hier hat sich eine große Mehrheit dafür ausgesprochen, dass mindestens 2 Wochen (43,2%), für viele sogar mindestens 3 Wochen Zeit (26,8%) oder mehr auf dem Jakobsweg nötig sind, bis sich ein nachhaltiger positiver Effekt einstellt. Positiv: Die Kosten auf dem Jakobsweg sind im Vergleich zu vielen anderen Reisen und Urlauben vergleichsweise gering, was so eine lange Reise einigermaßen bezahlbar macht – sofern man vom Chef so viel Urlaub am Stück bekommt.
Wer demnach nur 1 Woche pilgern ist, wie es z.B. auf dem sehr kurzen Camino Inglés möglich ist, könnte laut Erfahrung der Teilnehmer der Umfrage gar nicht erst einen langanhaltenden positiven Effekt von seiner Pilgerwanderung erwarten, da die Zeit schlicht zu kurz ist.
Ich kann hier aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen, dass es oftmals einige Tage an Zeit und Eingewöhnung auf dem Camino bedarf, ehe man sich an den fordernden ungewohnten Tagesablauf und die viele körperliche Beanspruchung und Bewegung gewöhnt hat, und wirklich anfängt, aufzutanken.
7.Frage:
Auch die Antworten auf Frage 7 haben mich überrascht: Ich hätte persönlich damit gerechnet, dass mehr Befragte schon darein eine Herausforderung erleben, überhaupt zu starten, da aus meiner Erfahrung der erste Schritt und Aufbruch oft der schwierigste ist. Jeder Vierte hat diese Ansicht geteilt.
Die größte Herausforderung für die 500 Teilnehmer der Umfrage war jedoch die körperliche Herausforderung unterwegs und die vielen Kilometer zu Fuß (55,6%).
Hierbei ist neben einer realistischen und nicht zu ambitionierten Etappen-Planung auch eine gut ausbalancierte Ausrüstung und Jakobsweg-Packliste essenziell, um körperlich fit und gesund zu bleiben und alles wesentliche und zugleich nichts unnötiges dabei zu haben.
Auch interessant: Auf Platz 2 der Herausforderungen wurde wieder im Alltag Fuß zu fassen mit 34,2% gewählt. Die Rückkehr vom Jakobsweg zurück in den Alltag ist also offenbar alles andere als leicht. Nicht umsonst lautet ein weiser Pilgerspruch daher wohl:
„Der eigentliche Jakobsweg beginnt erst am Ziel bzw. nach deiner Rückkehr“.
Knapp jeder Vierte (22,8%) hatte zudem mit der Sprachbarriere auf dem Jakobsweg zu kämpfen unterwegs. Das liegt auch daran, dass vor allem in ländlicheren Regionen in Spanien und Portugal oft nur wenig Englisch gesprochen wird, geschweige denn deutsch.
Überraschend wenige Pilger und Pilgerinnen haben an Heimweh gelitten während der Reise (4,8%).
8.Frage:
Bei Frage Nummer 8 waren die Antworten bezüglich der geeigneten Jakobsweg-Route für Neulinge nicht ganz so überraschend: Der portugiesische Jakobsweg wurde mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit (65,6%) als idealer Anfänger-Weg empfohlen.
Auch die Pilgerwege in unserer Heimat Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden Neulingen ans Herz gelegt (34,4%), genauso wie der top ausgeschildete und mit vielen Pilgerherbergen ausgestattete Camino Francés.
Lediglich 3,8% würden den sehr bergigen Jakobsweg Camino Primitivo zum Einstieg empfehlen.
9.Frage:
Mehr als jeder Zweite Befragte (56,2%) war nach seinem ersten Jakobsweg noch einmal auf einem weiteren Pilgerweg unterwegs für einige Zeit. Das zeigt, dass viele Pilger Lust auf mehr bekommen haben, getreu dem Motto „Einmal Pilger, immer Pilger“. In der Tat habe ich selbst auf meinen Caminos auch viele Pilger getroffen, die zum wiederholten Mal unterwegs waren, seit sie mit dem „Camino-Virus“ infiziert waren.
10.Frage:
Bei gut 40% der befragten Teilnehmer und Teilnehmerinnen ist der letzte Jakobsweg weniger als ein Jahr her. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass viele der Leser meines Blogs sich natürlich vor allem vor, während und kurz nach der eigenen Pilgerreise intensiv mit diesem Thema beschäftigen.
Wenn du selbst Lust bekommen hast, einmal den berühmten Jakobsweg zu wandern, lege ich dir zur Vorbereitung meine Erfahrungsberichte hier und bei Youtube, sowie meine Jakobsweg-eBooks ans Herz, und den Faq-Artikel mit Antworten und Tipps für Jakobsweg-Anfänger.
Haben dich die Ergebnisse der Umfrage überrascht oder nicht? Ich freue mich über deine Reaktion in den Kommentaren!
Autor: Christoph Erkens
Hola! Ich bin Christoph und teile hier meine Leidenschaft für das Wandern und den Jakobsweg mit dir. Seit ich 2014 zum ersten Mal pilgern war, hat mich der Camino nicht mehr losgelassen.
gut das Du es gibt