- - Zuletzt aktualisiert: 4. Mai 2025
Pilgern gehen kann eine tolle Sache sein, Abenteuer und Selbstfindung zugleich, je nachdem, was man gerade mehr braucht und mag.
Und wie meine Jakobsweg-Studie zur Wirkung des Pilgerns gezeigt hat, kann es auch einen nachhaltig positiven Effekt auf das eigene Leben haben.
Doch es lauern auch einige Fallstricke und Gefahren auf dem Jakobsweg, die dir die langersehnte Pilgerreise ganz schön ruinieren können – und das wäre schade, oder?
Damit das nicht passiert, du dir dieser Dinge bewusst bist und deine Pilgerwanderung eine tolle Erfahrung für dich wird, habe ich diesen Artikel aus meiner eigenen Erfahrung heraus geschrieben, gewürzt mit einer hoffentlich erkennbaren Prise Humor!
Du erfährst hier also 5 Arten, wie du dir deinen Jakobsweg garantiert und nachhaltig versauen kannst! 😊

Ach ja, und bevor du fragst: Nein, ich bin natürlich auch nicht permanent vor diesen Gefahren gefeit und tapse schon mal in die ein oder andere Falle – trotz meiner Erfahrung von über 1.500 gelaufenen Kilometern auf spanischen, portugiesischen und deutschen Pilgerwegen.
Aber um die Gefahren zu wissen und sie zu kennen, ist bekanntlich ja schon der erste Schritt zur Besserung.. nicht wahr?😊
Also, legen wir los!
#1 Harmoniesucht und mangelnde Abgrenzung gegenüber Mitpilgern
Der Philosoph und Schriftsteller Henry David Thoreau hat einmal gesagt: „Wenn ein Mann seinen Kameraden nicht nachgeht, hört er den Klang einer anderen Trommel.“
Ich selbst habe auf meiner ersten Pilgerreise – teils schmerzlich – feststellen müssen, dass mancher Mitpilger ein anderes Tempo hat und geht, als was mir gerade recht war.
Sei es, dass ich gerne schneller oder langsamer gegangen wäre, andere Gesprächsthemen oder nicht nonstop Gerede beim Gehen mir gewünscht hätte, jedenfalls hat es – wie beim Dating so oft – einfach nicht perfekt „gematched“.
Das Problem war, dass ich anfangs nicht wusste, wie ich mit solchen Situationen umgehen sollte.
Aus Angst mein Gegenüber zu verletzen, bin ich dann das Tempo des anderen mitgegangen – nur um am Abend richtig fertig und schlecht gelaunt in einer der Jakobsweg-Herbergen anzukommen, mit der Erkenntnis, dass ich hier eigentlich gerade nicht „meinen“ Weg gehe.
In den nächsten Tagen habe ich dann angefangen, vorsichtig zu kommunizieren, wenn ich andere Bedürfnisse hatte. Und zu meiner Überraschung durfte ich feststellen, dass mein Mitpilger mir gar nicht böse war, dass ich Lust hatte, ein bisschen länger Pause zu machen und ein Stück alleine zu gehen.
„Faszinierend war die Erkenntnis, dass dies nicht das Ende unseres Kontakts bedeutete.“
Und mindestens genauso faszinierend war die Erkenntnis, dass dies nicht das Ende unseres Kontakts bedeutete, sondern nur eine temporäre Trennung, und wir uns im nächsten Dorf oder in der Herberge abends wiedersehen konnten – und wir uns beide über die Begegnung freuen konnten!
Hätte ich diese Harmoniesucht und Angst vor dem ehrlichen Mitteilen meiner Bedürfnisse jedoch nicht überwunden, wäre ich zig Kilometer in einer Geschwindigkeit gegangen, die nicht zu meinem Tempo passte, oder hätte meine Zeit nonstop mit Leuten verbracht, auf die ich gar nicht die ganze Zeit Lust hatte.
Ich kann dich daher nur ermuntern, freundlich aber bestimmt gegenüber Mitpilgern und Pilgerinnen deine Bedürfnisse zu kommunizieren und dich abzugrenzen, und so hoffentlich und wahrscheinlich in vielen Situationen die schöne Erfahrung zu machen, dass du den Kontakt nicht verlierst deshalb, sondern euch dies sogar noch weiter verbinden kann.
Wenn du dies aber nicht (in deinem Tempo) übst zu kommunizieren, riskierst du, dass du unzufrieden mit dir selber und deinen Tagen auf dem Jakobsweg wirst, was schade wäre.
Und ja – dies sei auch noch erwähnt – hin und wieder trifft man auch auf Menschen (im Leben und auf dem Jakobsweg), die partout nicht verstehen wollen, dass man gerade andere Bedürfnisse hat, und die das als starke persönliche Kränkung empfinden und es dich wissen lassen.
In dem Fall kann man nur sagen: Distanzier dich von diesen Menschen, denn das sind deren Themen und das hat nix mit dir zu tun und tut dir auch nicht gut!
#2 Ignorieren von Botschaften und Signalen deines Körpers
„Au! Der Rucksack drückt so sehr!“, „Meine Füße tun weh!“, „Ich krieg Knieschmerzen, immer doller“, „Ich kann eigentlich nicht mehr.“
Wenn du solche Botschaften deines Körpers wiederholt ignorierst beim Pilgern, läufst du Gefahr, eine richtig anstrengende „Scheiß-Zeit“ unterwegs zu erleben.
Denn dein Körper weiß, was für dich gut ist, und wird es dir immer wieder in – mehr oder weniger – leisen oder lauteren inneren Botschaften sagen.
Ich habe auf meiner ersten Pilgerreise auf dem Küstenweg Camino del Norte in Spanien und anschließend auf dem portugiesischen Jakobsweg anfangs leider solche Botschaften meines Körpers eine ganze Zeit ignoriert, und dann die Quittung bekommen:
So starke Rückenschmerzen, dass an Weiterlaufen nicht zu denken war, und ich musste zwei Tage in einer Herberge bleiben und mich ausruhen und herausfinden, was eigentlich los war mit mir und meinem Körper.
„Wer nicht hören will, muss fühlen!“
Nach dem Motto „Wer nicht hören will, muss fühlen!“ wird dein Körper dir wahrscheinlich auch unterwegs auf deinen Etappen auf dem Jakobsweg kleine Botschaften schicken.
Je nachdem, wie gut du bereits darin geübt bist – Thema Achtsamkeit – auf diese Signale zu hören, wird es dir leichter oder schwerer fallen, danach zu handeln, und deine Etappen dementsprechend anzupassen.
Es ist natürlich völlig normal, dass man unterwegs mal kurz ächzt, seufzt, stöhnt, flucht oder ein Wehwehchen hat. Das meine ich nicht. Ich meine vielmehr Situationen, wo dein Körper dir über längere Zeit und mehrere Stunden (oder sogar Tage) Botschaften schickt, und du diese übergehst.
Das kann zum Beispiel sein, dass dein Wanderrucksack viel zu schwer bepackt ist und du dringend einen Minimalismus-Crashkurs braucht (so war es zum Beispiel bei mir) und einiges auszumisten hast, auch wenn du glaubst, dass du bereits „nur alles wirklich wichtige mitgenommen“ hast auf deiner Jakobsweg-Packliste.. 😊
Oder eine solche Botschaft kann sein, dass du viel zu schnell läufst oder zu weit, und mehr Pausen machen solltest, die Etappen verkürzen oder andere Mitpilger suchen, die besser zu dir passen.
Wenn du über längere Zeit diese inneren Signale übergehst, weil du bzw. dein Ego denkt, es wüsste besser als dein Körper, was gut für dich ist, wirst du den Schmerz nur verstärken, bis die Situation irgendwann unausweichlich wird. Das hab ich selbst erlebt und das ist wohl ein Naturgesetz, wie mir scheint, ob man will oder nicht.. 😊
Wenn du Lust hast, tiefer in das Thema inneres Pilgern einzusteigen, Impulse für deine innere Reise zu dir selbst zu bekommen, zu lernen, wie du auf die Signale deines Körpers hörst, wirf mal einen Blick in den Onlinekurs „Der innere Jakobsweg“.
#3 Veranstalten eines Wettrennens nach Santiago
Eine weitere Strategie, dir selbst deine Pilgerwanderung gründlich zu versauen, kann diejenige sein, wenn du ein Wettrennen mit anderen Pilgern zur Kathedrale nach Santiago startest.
Doch lass mich kurz erklären, wie ich darauf komme:
Einer der Gründe, warum es vielen von uns so schwer fällt, die eigenen Bedürfnisse überhaupt richtig zu spüren und danach zu handeln, ist, dass wir umgeben sind von vielen anderen Menschen – und auf dem Jakobsweg ggf. von vielen anderen Mitpilgern, abhängig davon, zu welcher Jahreszeit du unterwegs bist, wie aktuelle Pilgerzahlen zeigen.
Und weil ein Teil in uns sich nach Zugehörigkeit und Anerkennung sehnt – ob bewusst oder unbewusst – passiert es schnell, dass wir uns vergleichen und in einen Wettbewerb mit anderen rutschen.
„Wenn der oder die heute 28 Kilometer läuft, dann muss ich das auch“.
Nach dem Motto: „Wenn der oder die heute 28 Kilometer läuft, dann muss ich das auch“. Oder: „Wenn der oder die so schnell geht, muss ich das auch“.
Das kann positiv sein, und im Sport geht es ja oftmals auch genau darum: Sich mit anderen zu messen.
Das Problem ist aber: Ich weiß, dass viele Menschen, die den Jakobsweg laufen, ein anderes Ziel haben: Nämlich einmal aus dem Hamsterrad des ewigen Kämpfens und Konkurrieren mit anderen (im Job etc.) auszusteigen. Eine Auszeit zu haben, Zeit für sich zu nehmen, einen Tapetenwechsel zu haben und in Ruhe auf sich zu schauen, um Dinge zu reflektieren.
Was glaubst du, wie erfolgreich sind die Aussichten darauf, dass dieses Ziel der Auszeit und Reflektion klappen könnte, wenn man auf dem Jakobsweg auch ständig mit dem Vergleichen mit anderen beschäftigt ist, anstatt mit sich selber?!
Richtig, nada, null! Oder zumindest gering. Daher ist eines der schwierigsten und zugleich hilfreichsten Dinge, die man aus meiner Erfahrung auf dem Jakobsweg lernen kann, aufzuhören sich zu vergleichen und mehr auf sich selber zu schauen.
Statt sich zu fragen: „Wie viel Kilometer wird der oder die andere heute laufen?“, könnte die Frage an sich selbst morgens vor dem Start in die Etappe lauten: „Wie viel Kilometer und in welchem Tempo möchte ICH heute laufen?“ 😊
Lesetipp: Weitere Erfahrungsberichte vom Jakobsweg findest du hier
eBooks & Kurse zur Jakobsweg-Vorbereitung:
eBook "Camino Portugues für Anfänger"
Der portugiesische Jakobsweg mit Küstenvariante liegt im Trend. Mit diesem eBook + Unterkunftstipps bist du vorbereitet!
eBook "Camino Francés für Anfänger"
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Lerne, wie man gute von schlechten Herbergen unterscheidest & wie du pilgerst ohne Stress kein Bett zu bekommen.
Onlinekurs "Der innere Jakobsweg"
In diesem Videokurs lernst du einfache, aber effektive Übungen kennen, um beim Pilgern mehr bei dir selbst anzukommen.
eBook "Alleine als Frau auf den Jakobsweg"
Für dieses eBook haben wir 15 Frauen interviewt, die bereits alleine den Jakobsweg gelaufen sind und davon erzählen!
#4 Das Handy auch beim Pilgern nur selten aus der Hand legen
Doch nicht nur mit einem Wettrennen nach Santiago kannst du dir deinen Camino versauen, sondern auch mit einer weiteren Gefahr, die auch in Spanien oder Portugal lauert: Dein Handy.
Ich muss dir wahrscheinlich nicht viel über die Gefahren und alarmierenden Zahlen des täglichen Medienkonsums und die stetig weiter sinkende Aufmerksamkeitsspanne der Menschen durch Tiktok etc. erzählen.
Nur so viel als Einladung: Wie wäre es, wenn du deine Pilgerreise zugleich als Chance begreifst, das Handy mal etwas weiter weg zu legen (in den Rucksack) als ständig in der Hand zu haben, und zu schauen, wie sich das anfühlt?
Ob es gleich ein richtiger „digital detox“ oder „social media detox“ sein muss, weiß ich jetzt nicht, und kann ja jeder für sich entscheiden. Was ich aber auf jeden Fall weiß, ist, dass das Pilgern eine Chance sein kann, Gewohnheiten einmal zu ändern und zu reflektieren.
Es kann leichter fallen, als im Alltag, diese Süchte einmal zu durchbrechen – oder zumindest darüber mal wirklich nachzudenken und sich bewusst zu machen.
Und der viele Medienkonsum und die hohe Bildschirmzeit ist nun mal eine Gewohnheit, die wir fast alle haben – ob mehr oder weniger stark ausgeprägt.
Das Gute ist, dass es auf dem Jakobsweg so viel andere spannende Dinge gibt: Naturbeobachtung, Mitpilger kennenlernen, Tagebuch schreiben, mit Einheimischen ein Gespräch auf Spanisch versuchen, etc.
#5 Gehe davon aus, dass du deinen Jakobsweg von A bis Z durchplanen kannst
Die Götter, wenn es sie denn gibt, würden wahrscheinlich vor Lachen vom Stuhl fallen und ihre Weingläser dabei fallen lassen, wenn sie dir beim Versuch zuschauen können, den gesamten Camino vor deiner Reise bereits innerlich durchzuplanen.
Versteh mich nicht falsch, ich meine damit nicht, dass es nicht okay ist und sogar hilfreich sein kann, seine Etappen vorab etwas zu strukturieren, die Jakobsweg-Reise zu planen gründlich oder zwischendurch mal eine Unterkunft vorzureservieren.
Insbesondere letzteres kann in den Sommermonaten, wo Rush Hour und Prime Time auf den Wegen in Spanien und Portugal ist, schon mal durchaus sinnvoll und betten-rettend sein.
Und für diejenigen mit einem sehr großen Sicherheitsbedürfnis, kann eine organisierte Reise sogar sinnvoller sein, als auf eigene Faust zu pilgern.
Meine Aussage bezieht sich mehr auf den eventuellen Versuch, zu glauben, man wüsste bereits vorab, was man alles erleben könnte, wen man unterwegs trifft, wie sich das anfühlen würde und so weiter.
Dieses Sicherheitsbestreben ist nachvollziehbar, jedoch unrealistisch – und: Es kann dir deine Pilgerreise versauen.
Dieses Sicherheitsdenken und -bestreben ist nachvollziehbar, jedoch unrealistisch – und schlimmer noch: Es kann dir deine Pilgerreise versauen.
Denn was passiert, wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir Menschen uns das wünschen? Richtig: Wir werden wütend und bauen innerlich Widerstand auf – und dann leiden wir.
Und eines kann ich dir bereits jetzt mit großer Sicherheit sagen: Bei einer mehrwöchigen Wanderung, wie es der Jakobsweg ist (wenn du nicht gerade eine super kurze Route wählst, wie den einwöchigen Camino Ingles oder zweiwöchigen Camino Portugues – aber selbst dort!), werden unvorhersehbare Dinge passieren.
Du wirst in einen Regenschauer geraten, der dich bis auf die Unterwäsche durchnässt, und das, während die nächste Unterkunft und Einkehrmöglichkeit noch mindestens eine Stunde Gehzeit entfernt ist. Und du kannst nichts dagegen tun.
Oder du kommst in einer der Pilgerherbergen an, und kein Bett ist mehr frei, und du bist gezwungen, dir eine andere Bleibe für die Nacht zu suchen, obwohl du eigentlich fest damit gerechnet hattest, dich jetzt endlich in dein wohlverdientes Bett zu legen und endlich auszuruhen.
Oder du läufst zum dritten Mal in zwei Tagen diesem nervigen Mitpilger in die Arme, der einfach nicht checkt, dass du gerade wenig Bock auf seine Stories hast und einfach deine Ruhe willst, obwohl dein Blick ihm eigentlich doch beim ersten Wiedersehen bereits hätte klarmachen müssen, wie du die Sache siehst.
Dies waren nur drei von vielen Beispielen, die ich nennen könnte, wie der Jakobsweg dich überraschen könnte.
Es ist nicht zu verhindern, dass Dinge mal nicht nach Plan laufen bei so einem Abenteuer.
Aus meiner eigenen Erfahrung von über 1.500 Kilometer Pilgern auf dem Camino del Norte in Spanien und dem Camino Portugues in Portugal kann ich dir sagen, dass es nicht zu verhindern ist, dass Dinge mal nicht nach Plan laufen bei so einem Abenteuer.
„That’s life!“ und das macht den Weg auch ein bisschen aus. Um nicht zu sehr in Widerstand zu geraten in solchen Situationen und nicht zu sehr zu leiden – ein bisschen Fluchen bei dem plötzlichen Regen ist voll normal! – kann es hilfreich sein, sich innerlich drauf einzustellen, dass man nicht alles unter Kontrolle hat.
So kann es leichter fallen, in den Situationen dann eine praktische Lösung zu finden und sich daraus zu befreien und auch wieder gut zu fühlen. Eine Fähigkeit, die übrigens nochmals gute Gefühle gibt, weil man merkt, dass man in der Lage ist, mit schweren Situationen umzugehen.
Impulse für deine innere Reise:
Übrigens: In meinem Kurs „Der innere Jakobsweg“ vertiefe ich diese Themen und gebe dir Impulse und Übungen mit auf deinen Camino, mit denen du spielerisch und ohne Stress Schritt für Schritt beim Pilgern mehr bei dir selber ankommen kannst!
Wenn du schon pilgern warst, was waren die Herausforderungen, die du zu meistern hattest unterwegs, welche Fehler hast du gemacht, und was hast du über dich gelernt? Teile deine Erfahrungen mit uns in den Kommentaren!
Autor: Christoph Erkens
Hola! Ich bin Christoph und teile hier meine Leidenschaft für das Wandern und den Jakobsweg mit dir. Seit ich 2014 zum ersten Mal pilgern war, hat mich der Camino nicht mehr losgelassen.
Genau diese Dinge musste auch ich lernen auf meinem Camino. 😉
Ich würde allerdings noch eine Lektion hinzufügen:
„Ich darf mir helfen lassen.“
Wie schon erwähnt, passiert viel Ungeplantes auf dem Jakobsweg. Und ich wäre nie in Santiago angekommen ohne die vielen hilfsbereiten Menschen, die mir mit Rat und Tat weitergeholfen haben. Aber in den wenigsten Fällen sollte man erwarten, dass diese „Engel“, wie ich sie bei mir genannt habe, durch Telepathie wüssten, was mit einem los ist und was man jetzt gerade braucht. Um Hilfe zu bekommen, welcher Art auch immer, ist es meistens erforderlich, um Hilfe zu bitten.
Das wiederum setzt voraus, dass man erstens bereit ist, sich darüber klar zu werden, dass man genau jetzt Hilfe nötig hätte – und nicht damit wartet, bis die Situation noch schlimmer geworden ist.
Und dass man zweitens bereit ist, auch einmal „zu stören“, „unbequem“ oder „lästig“ zu werden, was vielen Menschen schwer fällt.
Zu lernen, dass man nicht nur unabhängig und stark ist, sondern auch mal schwach und Hilfe als Geschenk annehmen darf, ein Geschenk, das einem immer dann gewährt wird, wenn man danach fragt.
Deine Art zu schreiben gefällt mir sehr gut. In vielen Punkten sprichst Du mir aus der Seele.