Pilgern in Italien: Via Francigena & Franziskusweg im Porträt

Jakobswege in Italien pilgern

Dies ist ein Gastartikel von Sebastian von rom-tourist.de

Pilgern ist Tradition, und das seit Tausenden von Jahren. Ob aus religiöser Motivation heraus, dem Wunsch, sich selbst einen Schritt näher zu kommen oder einfach einer neuen Herausforderung zu begegnen.

Jahr für Jahr werden alte Pilgerwege wiederentdeckt, gepflegt und erlaufen. Ob in Spanien, Portugal, Deutschland, Norwegen oder anderswo in Europa. Doch wie steht es eigentlich um das Pilgern in Italien, dem Land der kulinarischen Spezialitäten?

Zwei beliebte Pilgerwege in Italien

In diesem Artikel, stelle ich euch zwei der beliebtesten Pilgerwege in Italien vor:

  • Via Francigena (Südteil: Von Lausanne nach Rom)
  • Franziskusweg (Von Florenz nach Rom)

Du erhältst Einblicke über verschiedene Etappen beider Wege, über die Beschaffenheit von Übernachtungsmöglichkeiten, sowie jede Menge weitere nützliche Informationen zum Thema Pilgern und Jakobswege in Italien.

Schon einmal vorweg eine wichtige Info: Die Via Francigena erfordert sehr viel Kondition, der Franziskusweg dagegen ist auch mit durchschnittlicher Fitness machbar. Passende Wanderausrüstung ist in jedem Fall ratsam, siehe dazu die Packliste.

Der Südteil der Via Francigena – von Lausanne nach Rom:

Die Via Francigena gehört zu den beliebtesten und zugleich abwechslungsreichsten Pilgerwegen in Italien. Die Reise nach Rom führt ursprünglich von Canterbury, England, über Frankreich, die Schweiz und erreicht schließlich ihr Ziel, den Petersdom in Rom.

In diesem Artikel gehe ich jedoch explizit auf den südlichen Streckenabschnitt von Lausanne bis Rom ein, da diese als hervorragend ausgebaut gilt. Hier gibt es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten sowie landschaftlich spannende Abschnitte.

Via Francigena Pilgerroute
Via Francigena Pilgerroute

Insgesamt beträgt diese Pilgerdistanz rund 1.100 km, was laut einiger Reiseführer einer Gesamtdauer von ca. 52 Tagen entspricht. Dies ist eine überdurchschnittliche Jakobsweg-Länge, die sonst nur von der südspanischen Via de la Plata erreicht wird.

Da du auf einigen der Etappen etliche Höhenmeter überwinden musst, ist hier ein hohes Maß an körperlicher Fitness Grundvoraussetzung. Eine gewisse Trittsicherheit sollte ebenfalls vorhanden sein.

Via Francigena - Start in Lausanne Schweiz
Via Francigena - Start in Lausanne Schweiz
Via Francigena - Weinberge Lavaux
Via Francigena - Weinberge Lavaux

Start des Pilgerweges in Lausanne:

Auch wenn der Titel dieses Artikels „Pilgern in Italien“ heißt, beginnt die erste Etappe des südlichen Teils der Via Francigena im Westen der Schweiz. Am Genfer See bei Lausanne startet sie also, die gut 1.100 km lange Pilgerreise in Italiens Hauptstadt.

Von hier aus schlängelt sich der Weg der Via Francigena durch das schöne UNESCO-Welterbe Lavaux, wo du inmitten sagenhafter Weinbergterrassen stehst. Die kilometerlangen Terrassen wurden bereits während des 12. Jahrhunderts von Zisterzienser-Mönchen erbaut.

Heute werden sie durch die gemeinschaftliche Arbeit vieler Weinbauer gepflegt und in Schuss gehalten. Das nächste größere Etappenziel ist die antike Stadt Martigny, in der sich bis heute zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten verbergen. Die wohl bekanntesten Ruinen gehören zu den römischen Überresten eines Amphitheaters.

Hier solltest du noch einmal kräftig Energie tanken, denn als nächstes geht es hinauf zum 2.473 m hohen Großen St. Bernhard-Pass, an der italienischen Grenze. Hier ist vor allem Durchhaltevermögen und Trittsicherheit gefragt.

Martigny Amphitheater
Via Francigena Toskana - Jakobsweg in Italien
Via Francigena Toskana - Jakobsweg in Italien

Überquerung des Großen St. Bernhard-Passes:

Dieser Streckenabschnitt gilt mitunter als sehr anspruchsvoll und kräftezehrend. Kaum zu glauben wie sowohl römische Soldaten samt Rüstung, als auch Händler mit allerhand Gepäck diese Torturen zu bewerkstelligen wussten.

Hast du den steilen Anstieg gemeistert, so liegt jedenfalls die größte Kraftanstrengung in Richtung Rom bereits hinter dir. Die meisten Pilger genehmigen sich dort oben eine wohlverdiente Pause, schließlich dauert der Anstieg mehrere Stunden. Im Gasthaus Auberge de l’Hospice kannst du die Nacht verbringen und deine Akkus wieder aufladen.

St. Bernhard Pass - Auberge de l’Hospice
St. Bernhard Pass - Auberge de l’Hospice
Via Francigena Pilgerroute (2)
Via Francigena Pilgerroute

Unterschiedlichste Streckenabschnitte in Richtung Küste

Am nächsten Morgen überquerst du die Landesgrenze nach Italien und machst dich auf den Weg in das knapp 35 km entfernte Örtchen Aosta, wo dich die schöne Burg Castello dei Signori di Quart aus dem Jahr 1185 bereits erwartet.

Von hier aus geht es weiter in Richtung Châtillon, nach Verrès, sowie nach Pont-Saint-Martin. Hier und dort kommst du leider nicht drum herum, entlang der Autobahn zu laufen und diese sogar zu kreuzen. Als Belohnung wirst du jedoch auf die mehr als 1000 Jahre alte Basilika San Martino treffen, eine der ältesten Kirchen des gesamten Aostatals.

Im weiteren Verlaufe dieses tollen Pilgerweges, bewegst du dich immer weiter auf die Küste zu, bis zu schließlich auf die Stadt Carrara stößt, die für ihre weiß leuchtenden Marmorsteinbrüche bekannt ist.

Pilgern in Italien auf derr Via Francigena Lausanne nach Rom
Pilgern in Italien auf derr Via Francigena Lausanne nach Rom
Via Francigena Pilgerroute
Via Francigena Pilgerroute

Von der wunderbaren Toskana bis nach Rom

Von dort aus trennen dich lediglich noch knapp 140 km zur wunderschönen Toskana, einem der Lieblingsabschnitte vieler Pilger.

Die typischen Pinien und Zypressen dienen dir als wunderbare Fotokulisse deiner Erinnerungsfotos. Jetzt sind es lediglich noch 240 km durch den Süden Italiens und du befindest dich am Ziel deiner Pilgerreise, dem Petersdom.

Pilgerroute Via Francigena in der Toskana
Pilgerroute Via Francigena in der Toskana
Via Francigena Pilgerroute
Via Francigena Pilgerroute

Übernachten auf der Via Francigena:

Unterwegs auf der Via Francigena gibt es bereits über 550 Unterkünfte, in denen du innerhalb der Monate April bis Oktober problemlos übernachten kannst. Einen Überblick bietet dieses PDF-Heft (auch als Printausgabe erhältlich).

Neben Pilgerherbergen und Hotels besteht zudem die Möglichkeit, in einigen Kirchen und Klöstern für eine Übernachtung unterzukommen. Eine Spende zwischen 5 und 15 Euro wird hier gerne gesehen.

Einen Pilgerausweis für die Via Francigena solltest du unbedingt im Gepäck haben, beantragen kannst du ihn vorab hier online.

Für ein reguläres Hostel hingegen zahlst du im Schnitt zwischen 20-25 Euro. Mehr zu den Jakobsweg-Kosten hier in einem Extra-Artikel.

Organisierte Pilger-Reisen in Italien

Du hast Lust im schönen Italien zu pilgern, aber alles alleine zu organisieren und zu planen ist dir zu stressig oder unsicher?

Dann könnte eine organisierte Reise auf der Via Francigena oder in Südtirol eine Option für dich sein. 

Du kannst dir hier gratis einen Katalog eines befreundeten Reiseveranstalters zuschicken lassen: 

Jakobsweg Katalog

Der Franziskusweg – auf den Spuren des Heiligen Franziskus:

Der Franziskusweg gilt unter Italiens Pilgerwegen als eine der malerischsten Strecken des Landes.

Von Florenz aus, Hauptstadt der Renaissance, begibst du dich auf die Spuren des Heiligen Franziskus in Richtung Assisi, wo dieser geboren wurde und noch heute besonders verehrt wird. Von Assisi aus, geht es dann weiter nach Rom – erneut Ziel.

Doch zunächst startet deine Reise in der Altstadt von Florenz mit ihren vielen Highlights. In der größten Franziskanerkirche Italiens, der „Santa Croce“, werden bis heute die Reliquien der heiligen Franz von Assisi aufbewahrt.

Florenz Start des Pilgerweges Franziskusweg in Italien
Florenz Start des Pilgerweges Franziskusweg in Italien

Entlang des Flusses Arno, geht es durch Wälder und Hügel der Toskana, hinauf ins Quellgebiet. Du überquerst den Höhenzug auf dem Pass Consuma und gelangst so in das Hochtal Casentino, das im Mittelalter als Rückzugsgebiet vieler Mönche galt.

Vorbei am Kloster La Verna, geht es in das Tibertal und wieder bergauf in Richtung Montecasale, einem Franziskanerkloster aus dem Jahr 1192. Vorbei an mittelalterlichen Dörfern, zieht es dich durch die grünen Berge Umbriens nach Assisi, dem Geburtsort des heiligen Franziskus.

Pilgern auf dem Franziskusweg durch die Toskana von Florenz in Richtung Rom. 

Nach einer ordentlichen Verschnaufpause führt dich deine Reise weiter über Spello, Trevi bis hin nach Spoleto, nur unweit der ersten Konvente, das durch Franziskus gegründet wurde. Als nächstes führt dich der Weg durch das Tal von Rieti, in der Region Latium.

Bis nach Rom sind es jetzt nur noch rund 80 km! Für die knapp 650 km weite Pilgerreise, solltest du laut Reiseführer, ca. 28 Wandertage einkalkulieren – etwas weniger, als beispielsweise auf dem berühmten Camino Francés.

Santa Croce in Florenz
Santa Croce in Florenz
Franziskusweg - Kloster La Verna
Franziskusweg - Kloster La Verna

Beste Reisezeit & körperliche Fitness

Die beste Wanderzeit für den Franziskusweg ist von Mitte April bis November. Die empfohlenen Tagesetappen des italienischen Pilgerweges sind im Durchschnitt zwischen 17 und 20 km weit. Hierbei wanderst zum Teil in gebirgigen Abschnitten, wodurch es einige Höhenmeter zu absolvieren gibt.

Laut vieler Erfahrungsberichte im Internet solltest du den Franziskusweg daher auch nur als geübter Wanderer oder mit etwas Training vorab in Betracht ziehen.

Es gibt weitaus herausforderndere Pilgerrouten, die dir mehr abverlangen, wie den Camino Primitivo oder den Camino del Norte, – eine durchschnittliche bis gute Kondition ist dennoch nicht verkehrt.

Wie gut ist der Pilgerweg ausgeschildert?

Als Wegweiser und Streckenorientierung, ist die Route auf dem Franziskusweg inzwischen nahezu durchgehend gekennzeichnet. In Umbrien und Latium leiten dich die als „Via Francigena di San Francesco“ bzw. als „Via di Roma“ markierten Wegweiser äußerst gut.

In der Toskana achtest du hingegen auf gelb-blaue Streifen, die dir die Route vorgeben. Dennoch wird von vielen Pilgern empfohlen, einen schriftlichen Wanderführer sicherheitshalber mitzunehmen.

Denn nicht alle Streckenabschnitte sind gleich gut beschildert! Von Florenz nach La Verna beispielswiese, gibt es nach meinem Wissensstand bislang immer noch keine einheitlichen Kennzeichnungen.

Franziskuskloster Assisi Italien
Franziskuskloster Assisi Italien
Umbrien Italien Pilgerroute
Umbrien Italien Pilgerroute

Wie funktioniert die Verständigung ohne Italienischkenntnisse?

Ein deutsch-italienisches Wörterbuch zur Verständigung mit den Einheimischen kann ebenfalls nicht schaden. Schließlich sprechen nur die wenigsten vor Ort deutsch. Wenn du Glück hast, kommst du hier mit einfachen Englisch-Kenntnissen weiter. Ansonsten wird sich mit Händen und Füßen miteinander verständigt – ähnlich wie in Spanien auf dem Jakobsweg.

Pilgerziel Petersdom in Rom
Pilgerziel Petersdom in Rom

Übernachtungsmöglichkeiten während der Pilgerreise

Der Franziskusweg führt durch viele kleine Städte und Dörfer Umbriens. Aktuell gibt es hier noch kein offizielles Netzwerk an Pilgerherbergen, dennoch gibt es eine ganze Reihe an Pensionen sowie privater Unterkünfte, die Pilger gerne bei sich aufnehmen.

Einige Unterkünfte findest du dennoch auf der offiziellen Tourismus-Webseite umbriatourism.it. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich seine Unterkünfte 1-2 Tage im Voraus seiner Ankunft telefonisch reservieren lassen.

Ein kleiner Tipp: Falls du bei deinen Reservierungen aus Gründen der Sprachbarriere Hilfe brauchst solltest du dich nicht davor scheuen, nach Hilfe zu fragen. In jeder Unterkunft wirst du immer jemanden antreffen, der dir hierbei hilft. Zudem erfährst du nützliche Informationen wie Öffnungszeiten und Co.! 

Den Pilgerpass für den Franziskusweg kannst du online hier beantragen. Es wird dringend empfohlen, dies mindestens drei Wochen vor Reiseantritt zu tun! Was es mit einem solchen Pilgerpass überhaupt auf sich hat, erklärt dir der Artikel zum Pilgerausweis für die Jakobswege.

Teile dies mit Freunden, die auch pilgern möchten:

2 Gedanken zu „Pilgern in Italien: Via Francigena & Franziskusweg im Porträt“

  1. Hallo,
    Ich möchte gerne den Franziskusweg im Oktober machen.
    Ich würde gern wissen, wie viele Leute man in den Pilgerherbergen so antrifft. Ist man da relativ allein, weil da schon fast niemand mehr unterwegs unterwegs ist?

    Viele Grüße, Adrian

    Antworten
  2. Hallo,
    Sie schreiben, die beste Reisezeit wäre von Mitte April bis November. Ich würde gerne Mitte November starten. Ist denn tatsächlich damit zu rechnen, dass die Herbergen/Unterkünfte am Weg noch offen haben?
    Danke für Ihre Antwort!
    Herzliche Grüße
    Angelika

    Antworten

Schreibe einen Kommentar