Soll ich den Jakobsweg gehen?

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Eine Pilgerreise als Visionssuche?

Warum es viel schwerer ist, in unserer lauten Welt & daheim  eine neue Richtung für das Leben zu finden, als auf dem Camino de Santiago.

Sonnenuntergang am Kap Finisterre neu

Aktualisiert: April 2022

Wenn du nicht weißt, was du im Leben willst und wohin du willst, wirst du dich wahrscheinlich verloren fühlen.

Und was machst du dann? Richtig, du lässt dich leicht von dem mitreißen, was kommt. Mit Freunden rumhängen und ausgehen. Gespräche führen, wenn dich jemand anspricht oder etwas fragt. Anderen folgen, wenn die eine Idee haben.

Kurz gesagt, du reagierst anstatt deinen Weg aktiv zu erschaffen – was eine gefährliche Sache sein kann. Denn es ist gut möglich, dass du einen Weg mitgehst, der nicht wirklich deiner ist. Und bevor du dich versiehst, – zack – bist du irgendwo gelandet, wo du nicht hinwolltest. Das ist Mist.

Was du jetzt brauchst, ist zur Seite zu treten und Raum für dich zu gewinnen. Raum und Zeit ohne Druck. So, dass du allmählich wieder deine eigene Stimme hören kannst, die in Lärm, Hektik und Routine untergegangen ist. Der erste Schritt geht also nach innen. Natürlich, mit Freunden reden kann auch helfen. Aber: Nur, wenn es dir gelingt, das Gespräch in eine Richtung zu lenken, die du willst. Und nur, wenn der Freund oder die Freundin dich wirklich sehen und reflektieren kann in deiner aktuellen Situation.

Die Sache ist die: Du kannst den Weg deiner Träume nur klar vor dir sehen, wenn du wirklich entspannt bist. Wenn dich niemand bedrängt und kein Druck da ist. Kein Gedanke von „ich müsste“, „ich sollte“, „die denken bestimmt..“, „die erwarten aber, dass..“. Nur dein ureigener Wunsch, was du mit deiner Zeit hier auf der Erde anfangen möchtest. Und die Ruhe zu finden, um in diesen Zustand zu kommen, kann ein schwieriges Unterfangen in unserer lauten Welt sein.

Aber auch der Versuch, zu Hause zu sitzen, um Ruhe zu finden und darüber nachzudenken, wo du hinmöchtest, kann ein schwieriger Weg sein. Warum? Weil dich in deiner Wohnung schnell Gedanken daran, dass du doch etwas Sinnvolles und Wichtiges tun solltest, „heimsuchen“ können. Weil ja jeder gerade etwas tut. Und dein Kopf wird sagen: Ausruhen, rumsitzen und dir Gedanken darüber machen, was du im Leben tun willst, ist nicht gut, weil du am Ende des Tages nicht unbedingt ein produktives Ergebnis vorzuweisen hast.

Es passiert leicht, dabei ein schlechtes Gewissen zu bekommen, was dich noch mehr unter Druck setzt und weiter weg von dem entspannten Zustand bringt, den es braucht, um eine neue Richtung zu finden. Erst später, wenn du zurückschaust, wirst du sehen, dass gerade diese scheinbar unproduktiven Zeiten in Wirklichkeit Zeiten großer innerer Produktivität waren, wo Ideen in dir gereift und der Grundstein für Veränderungen gelegt wurde. Und dass es mehr als alles andere geholfen hat, eine Richtung zu finden.

Orientierung finden auf dem Jakobsweg

Schatten eines Pilgers
Schatten eines Pilgers.

Wie also kann es gelingen, beiseite zu treten, inne zu halten und diesen nötigen Raum zu finden? Hier kommt der Jakobsweg (z.B. der nordspanische Küstenweg oder einer der anderen Jakobsweg-Routen) ins Spiel. Warum kann dir der Jakobsweg helfen? Weil er dir diesen Rahmen und Raum schafft und die Erlaubnis zum Träumen gibt. Indem der Startpunkt (und oftmals auch das Enddatum) klar ist, und dein Tag durch das einfache Pilgerleben strukturiert ist: Laufen, essen, schlafen. So kannst du dich und dein ganzes System entspannen und in diese Atmosphäre fallen lassen.

Und in diesem Rahmen hast du immer noch – und vielleicht auch erst jetzt wirklich – die Freiheit und Ruhe, über alles nachzudenken, was du möchtest oder was so an Gedanken kommt. Und erst in dieser Freiheit wirst du deine innere Stimme hören und anfangen zu spüren, wo im Leben du jetzt hinmöchtest – sei es beruflich, privat oder überhaupt.

Warum ich das weiß? Weil es mir so passiert ist und passiert. Ich habe es erfahren auf meinem Pilgerweg.

Für diese äußere und innere Reise eignet sich der Jakobsweg. Der Küstenweg ist hier noch mal besonders prädestiniert, weil er eine noch wenig belaufene und einsame Route ist, die dir ermöglicht, in Ruhe und in der Natur wieder in Berührung mit deinem Herzen und deinem Bauchgefühl zu kommen. Den Camino Francés würde ich im Sommer nur bedingt empfehlen, wenn es dich zu einer inneren Reise zieht, da er schon sehr überlaufen ist.

Warum ich darüber schreibe? Nun, eigentlich habe ich diesen Text für mich selbst geschrieben, um mich an diese Erfahrung zu erinnern und an den Grund, warum ich mich entschieden habe, eine weitere Pilgerreise mit dem Rucksack im Sommer 2014 zu unternehmen und die Motivation zu finden, mit den Vorbereitungen anzufangen. Dann dachte ich, es könnte eine tolle Idee sein, dies zu teilen.

Falls der Text dich inspirieren konnte, freue ich mich.

Auch lesenswert: Wie finde ich heraus, was ich will?

Finde deinen passenden Jakobsweg

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0 Gedanken zu „Soll ich den Jakobsweg gehen?“

  1. Schön geschrieben! Mich ruft es auch seit kurzem 😊 bin aber unsicher ob ich (19) mich als junge Frau alleine vielleicht in Gefahr begebe.
    Aber dein Text ermutigt mich wieder 🙂

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  2. Hallo Christoph schön beschrieben, aber es ist wirklich so. Ich habe diesen Juni den Camino frances gemacht und mich entschieden den Küstenweg nächstes Jahr zu laufen. Pilgern kann süchtig machen, schade, dass ich mich erst mit Mitte Fünfzig getraut habe. Meine Tochter habe ich so angesteckt, dass sie nächstes Jahr mitmöchte. Inzwischen gehe ich hier in Baden-Württemberg die umliegenden pilgerwege ab. Wenn man sich mal auf ein Ziel focusiert hat begegnet einem auch immer mehr in diese Richtung. So kann ich die zeit bis zum nächsten Urlaub besser überbrücken.

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  3. Sehr, sehr schöne Zeilen! Super geschrieben und sehr ergreifend. Mir erging es auch so u ergeht es leider immer so. Wahrscheinlich ist man immer irgendwie rastlos. Ich könnte das ganze Jahr gehen wenn ich könnte.

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  4. Sehr schön geschrieben – und tatsächlich habe ich mich schon desöfteren gefragt , ob ich den Camino laufen „soll“ – Jahr für Jahr kommen andere Dinge dazwischen – aber ganz ist der Gedanke nie weg gewesen.
    Ich bin gespannt wie es weiter gehen wird 😉

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    • Hi Bianca, den „Ruf zum Abenteuer“ kann man ja ohnehin nicht ignorieren, selbst wenn man möchte. Von daher, sei gespannt, ob er wiederkommt, dann ist es vielleicht wirklich dein Ruf 🙂 Liebe Grüße

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